Die Digitalisierung macht inzwischen auch vor klassischen Bürojobs nicht mehr halt. Es gibt Algorithmen, die Texte schreiben oder Entscheidungen fällen. Die Aufregung um Massenentlassungen durch die Digitalisierung ist allerdings stark übertrieben. In Zukunft wird es wahrscheinlich eher eine engere Kooperation zwischen Mensch und Maschine geben.
Der Schock über den Text der Firma StatsMonkey, ein Spin-Off der Northwestern University, saß tief und veranlasste Technikjournalisten rund um den Globus dazu, düstere Prognosen zur Zukunft der Arbeit von sich zu geben. Das Start-Up hat eine Software entwickelt, die automatisch Sportberichte erstellen kann. Das Programm durchsucht das Internet nach aktuellen Sportergebnissen und erstellt aus diesem Rohmaterial einen eigenen Spielbericht. Das Ergebnis liest sich zwar sehr trocken, aber es entstehen tatsächlich verständliche Sportberichte auf Knopfdruck, ohne dass ein Mensch eine Zeile schreiben muss.
Die Automatisierung der Büros
Viele routinemäßig anfallende Büroarbeiten könnten bald von Computern erledigt werden, etwa standardisierte Texte, die heute noch von Journalisten, Juristen oder auch Verwaltungsangestellten verfasst werden. Klingt schwer vorstellbar? Inzwischen gibt es sogar bereits Programme, die einfache Entscheidungen übernehmen können. Das Programm “Elterngeld”, entwickelt vom Frauenhofer Institut, kann etwa automatisch Entscheidungen über Elterngeldansprüche treffen Hal Hodson 2013: AI gets involved with the Law. Verträge lassen sich bereits zum Teil mit einer Software erstellen (blog.smartlaw.de) und in den USA werden mit dem Computer Einstiegsstellen in Anwaltskanzleien überflüssig. Bis vor kurzem bestand der übliche Einstiegsjob in einer Kanzlei darin, für Fälle Dokumente zu sichten und nach relevanten Fakten zu durchsuchen. Früher mussten die Dokumente einfach durchgelesen werden, mit der Digitalisierung konnten die Angestellten mit Schlagwörtern und Suchbegriffen arbeiten. Heute ist die Entwicklung so weit, dass Algorithmen die Textmengen durcharbeiten und relevante Fakten für einen Fall zusammenzustellen. Das Ergebnis ist klar, anstatt Menschen an Texten arbeiten zu lassen, machen das nun Computer. Die einfachen Tätigkeiten in einer Kanzlei können damit effizienter von einem Computerprogramm erledigt werden (Rich Merritt: You have been replaced by an algorithm).
Das Ende der Arbeit … wird aufgeschoben
Welche Auswirkungen hat diese Entwicklung auf die Arbeitswelt? Es gibt die Befürchtung, dass Computer und Roboter uns zunehmend ersetzen werden, allerdings scheint das weit übertrieben zu sein. Das Szenario einer Arbeitswelt, die vollkommen von Robotern und Computern dominiert wird, ist für die nächsten Jahrzehnte eher unrealistisch. Die Fortschritte in der Künstlichen Intelligenz in den letzten Jahrzehnten sind viel zu bescheiden, um eine solche Umwälzung wahrscheinlich zu machen. Die Texte, die von Computern geschrieben werden, sind extrem standardisiert, keine Kommentare oder tiefere Analysen, geschweige denn Berichte oder Bücher ließen sich in absehbarer Zeit von einem Computerprogramm verfassen. Zu komplex sind die verschiedenen Funktionen des Gehirns, als dass sie bald von einem Computer ersetzt werden könnten. So zeigt eine Umfrage des Deutschen Instituts für Wirtschaft, dass die Befürchtungen vor einem massiven Jobverlust durch die Digitalisierung nicht eintreten werden (Greuel 2015: Warum Roboter uns doch nicht so viele Stellen klauen, FAZ 06.10.2015). Auch Forscher der Künstlichen Intelligenz sind inzwischen vorsichtiger mit Vorhersagen geworden und sehen Roboter und den Computer eher als Ergänzung zum Menschen, anstatt als Ersatz.
Computer als Partner des Menschen
Rodney Brooks, selbst Forscher im Bereich der Künstlichen Intelligenz, hält die Vision einer Arbeitswelt voller Computer für eine Illusion. Die Zukunft mit Künstlicher Intelligenz läuft für ihn eher auf eine Partnerschaft zwischen Mensch und Maschine hinaus.
Einen kleinen Haken hat die Entwicklung dennoch. Auch wenn es stimmt, dass Computer und Roboter Menschen in Zukunft stärker assistieren werden, so bleibt doch eine Entwicklung der letzten Jahrzehnte stabil. Gewinner der Digitalisierung werden vor allem hoch Qualifizierte sein und Menschen, die über kreative oder gestalterische und soziale Fähigkeiten verfügen. Wenn der technische Fortschritt Arbeit überflüssig macht, dann werden es wahrscheinlich einfache oder gering qualifizierte Jobs sein.