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Prokrastination – Aufschieben wichtiger Aufgaben

Prokrastination ist  das Aufschieben wichtiger Aufgaben  (von procrastinatio = Vertagung), ein verbreitetes Problem für das Selbst- und Zeitmanagement. Prokrastination scheint stark verbreitet zu sein, insbesondere Studierende sind davon betroffen. Nach einer Stichprobe der Universität Münster haben ca. 20 – 70% der Studierenden Probleme damit, wichtige Aufgaben aufzuschieben. Das chronische Aufschieben kann sehr unterschiedliche Ursachen haben und vor allem unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Zu einem gewissen Grad schiebt jeder Aufgaben vor sich her (wer macht schon gerne eine Steuererklärung), regelmäßiges Aufschieben kann aber soweit gehen, dass man darunter leidet und buchstäblich nicht mehr in der Lage ist, die tägliche Arbeit zu erledigen. Manchmal steckt sogar eine Depression hinter Prokrastinationsverhalten. (Wikipedia_Aufschieben).

Es gibt verschiedene Erklärungen für Prokrastination. Eine nicht ganz ernst gemeint Aufzählung von Theorien zum Aufschubverhalten liefern Sascha Lobo und Kathrin Passig in ihrem Buch „Dinge geregelt kriegen ohne einen Funken Selbstdisziplin.“  Nach den Autoren gibt es folgende Erklärungen für Aufschiebeverhalten:

  • Prokrastination ist trainiertes (Fehl)Verhalten (Behaviouristische Erklärung)
  • Prokrastinierer leiden unter Versagensangst — oder Erfolgsangst
  • Prokrastinierer sind überdurchschnittlich begabt
  • Prokrastination ist Symptom einer Depression
  • … oder Zeichen von Perfektionismus
  • Prokrastinierer langweilen sich stärker
  • … sind weniger ehrgeizig
  • Prokrastinierer leben in der Gegenwart
  • oder leiden an ADS/ADHS (Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom)
  • Prokrastinierer setzen falsche Prioritäten und nutzen die Arbeitszeit falsch

Lobo/Passig (2009): Dinge geregelt kriegen ohne einen Funken Selbstdisziplin, Rowohlt, S. 18 – 24.
Dieses Sammelsurium verschiedener Erklärungen scheint darauf hinzuweisen, dass es vielleicht noch keine wissenschaftliche Erklärung zu Prokrastination gibt, oder das Phänomen von verschiedenen Faktoren beeinflusst wird. Es scheint aber kein Zufall zu sein, dass gerade Studierende von Prokrastination betroffen sind. Im Studium, gerade bei weniger strukturierten Studienfächern, bewegt man sich in einem relativ freien Raum. Man muss sich – in unterschiedlichen Maße – selbst organisieren, eigene Ziele setzen und die Zeit des Tages nutzen. Zwar gibt es durch den Bolognaprozess inzwischen eine verbindlichere und bessere Organisation von Studiengängen, die traditionell wenig Struktur vorgeben, aber dennoch ist der Übergang von Schulzeit zu Studienzeit ein starker Einschnitt, vor allem, da Studierende in einem Alter sind, in dem sie noch nicht so viel Erfahrung mit freier Gestaltung von Lernprozessen haben.

Ein gutes Mittel gegen Prokrastination kann also eine bessere und kleinteiligere Organisation von Arbeitsschritten sein. Genau wie bei einer Dissertation wirken komplexe und unüberschaubare Aufgaben meistens so gewaltig, dass man buchstäblich nicht weiß, wo man anfangen soll. Dagegen sieht es anders aus, wenn aus Arbeitsschritten wie „Schreiben einer Hausarbeit“ oder „Schreiben eines Kapitels“ kleinere, und vor allem konkretere(!) Schritte werden.

Text: Michael Lindner

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