Kostenfreie Dienste wie der Google Kalender haben ihre Tücken: Der Nutzer bezahlt mit seinen Daten. Inzwischen gibt es aber gute Alternativen, etwa Fruux. Mit diesem Dienst lassen sich Termine und Kontakte auf einfache Art synchronisieren und verwalten, ohne dabei die Privatsphäre zu vernachlässigen.
Ich bekomme aus meinen Seminaren immer wieder skeptische Rückmeldungen zum Google Kalender, was ich vollkommen nachvollziehen kann. Datenschutz ist für den US-Konzern eher zu vernachlässigen und damit ist Google kein guter Speicher für private Daten wie Termine und Kontakte, allerdings sind die Alternativen noch ziemlich rar gesät. Eine sehr einfach und intuitiv zu bedienende Alternative zu Google bietet der Dienst Fruux, mit dem Termine und Kontakte auf verschiedenen Geräten synchronisieren und verwalten kann, ohne dabei die eigene Privatsphäre mit den Nutzungsbedingungen an der Tür abgeben zu müssen.
Ich habe auch aus meiner Skepsis gegenüber Google lange Zeit noch ganz klassisch für Termine und Kontakte einen Papierkalender und ein Notizbuch verwendet. Dagegen ist der Onlinekalender von Google natürlich schon sehr praktisch, aber möchte ich wirklich meine komplette Kontaktliste und meine Termine freiwillig diesem US-Konzern zur Verfügung stellen? Sogar nach Konzernangaben sollte man die eigene Privatsphäre nicht zu hoch einschätzen, wenn man Dienste von Google nutzt (Email Users Can’t Legitimatly Expect Privacy When Emailing Someone on Gmail).
Inzwischen wird meine Terminverwaltung zunehmend komplexer. Ich gebe mehr Kurse, meine Frau ist auch beruflich unterwegs und vor allem müssen wir die Betreuung für unseren Sohn koordinieren. In unserer Familienorganisation geht es also häufig darum, wer sich welches Wochenende freihält, wer sich an welchem Tag um den Kleinen kümmert und dafür sind die klassischen Papierkalender ziemlich unpraktisch und erfordern ständige Abstimmungen. Mit einem Onlinetool können Sie sehr einfach verschiedene Kalender definieren und diese teilen und haben dann alle wichtigen Informationen auf dem Laptop, dem Smartphone oder dem I-Pad synchron.
Bye, Bye Google Kalender
Ich bin nach meinem letzten Selbstmanagementseminar auf einen neuen Dienst gestoßen, der all das kann: Fruux. Das Münsteraner Startup-Unternehmen hat sich Datenschutz und Datensicherheit auf die Fahnen geschrieben hat. Mit Fruux heißt es daher bye, bye Google Kalender! Eine Einschränkung gibt es, das Startup ist gerade mal zwei Jahre alt und die ganze Bequemlichkeit eines ausgereiften Dienstes wie Google bietet es nicht, aber was es kann, ist schon ziemlich beachtlich.
Wenn Sie die Seite öffnen, können Sie sich wie bei anderen Diensten auch anmelden und in der Hauptansicht lassen sich Kontakte, Kalender und Aufgaben anlegen. Mit der Schaltfläche „Sync“ können Sie verschiedene Geräte oder Programme einbinden, also etwa Thunderbird, ein Smartphone oder Outlook mit dem Dienst verbinden. Damit erhalten Sie alle Termine, alle Kontaktinformationen oder Aufgaben auf diesen Geräten aktuell und synchron. Der Kalender ist in einem Aspekt etwas gewöhnungsbedürftig. Auf der Weboberfläche selbst kann man (zumindest in der kostenlosen Grundversion) keine Termine eintragen, sondern der Kalender lässt sich auf der Webseite nur lesen. Termine können Sie über die synchronisierten Programme oder Endgeräte wie Outlook, Thunderbird oder ein Smartphone in den Kalender eintragen. Das ist etwas ungewöhnlich, mit dem Google Kalender können Sie Termine auch mit dem Webbrowser modifizieren, bei Fruux müssen Sie dazu also Outlook öffnen oder zum Smartphone greifen.
Über die Webseite lassen sich aber unterschiedliche Kalender erstellen und Sie können diese Kalender mit anderen teilen, das heißt, andere Personen mit einem Fruux-Account sehen dann die Termine im geteilten Kalender; wenn Sie einen Kalender mit Schreibrechten teilen, können die anderen Personen diesen auch bearbeiten. Damit können Sie schon gut ein kleines Team oder eine Familie koordinieren, indem Sie beispielsweise einen Kalender mit beruflichen Terminen oder den wichtigen Veranstaltungen des Sohnes zusammen verwalten. In der kostenlosen Basisversion ist die Möglichkeit zum Teilen eingeschränkt, in der Pro- und Teamversion können Kalender dann unbegrenzt geteilt werden.
Neben dem Kalender bietet Fruux einen kleinen Taskmanager, mit dem Aufgaben organisieren kann und eine Kontaktverwaltung. Sie können verschiedene Adressbücher einrichten und dann über die Webseite Kontakte eintragen, natürlich können Sie elektronisch vorhandene Kontakte importieren, Fruux akzeptiert den gängigen Standard *.vcf.
Synchronisierung von Endgeräten und Programmen
Wie funktioniert die Synchronisierung? In der Basisversion können Sie zwei sogenannte „Devices“ synchronisieren, das bedeutet, Sie können sowohl den Kalender wie auch die Kontakte und Aufgabenverwaltung auf zwei verschiedenen Geräten einbinden und synchronisieren. Die Synchronisierung mit dem Smartphone ist relativ simpel. Man wählt auf der Seite das Smartphone aus, bekommt einen Nutzernamen und ein Passwort für das Gerät. Dann müssen Sie nur noch die App auf dem Smartphone herunterladen und nach der Eingabe der Daten haben Sie alle Termine und Kontakte, die Sie auf Fruux gespeichert haben auf dem Smartphone. Bei Thunderbird ist es ein bisschen komplizierter, da man noch gesonderte Plugins braucht. Für den Kalender brauchen Sie das Lightning-Plugin und für Adressenveraltung den SOG Connector. Diese Plugins sind in den Erläuterungen für die Synchronisierung verlinkt. Wenn Sie beide Plugins installiert haben, klappt die Synchronisierung auch ohne Probleme, sie bekommen wieder einen Benutzernamen und ein Passwort für Kalender und Kontakte geschickt und können damit in Thunderbird auf die gespeicherten Daten zurückgreifen. Mit Fruux können Sie also sehr einfach mehrere digitale Kalender führen, diese mit verschiedenen Geräten synchronisieren und Sie haben dabei noch Aufgaben und Kontakte unter einem Hut. Die Liste der Dienste, mit denen man synchronisieren kann ist bereits ziemlich groß, neben Thunderbird und Outlook deckt Fruux die gängigen Appleprodukte ab, lässt sich mit dem Open-Source Programm Evolution verknüpfen und bietet auch die Integration von Blackberry (Bild einfügen).
Sicherheit und Datenschutz sind bei Fruux großgeschrieben, was wahrscheinlich auch damit zusammenhängt, dass der Gründer selbst Jurist ist. Die Datenverarbeitung erfolgt bei Fruux nach dem deutschen Datenschutzgesetz, das heißt, der Grundsatz der Zweckbindung der Datenverarbeitung wird gewahrt. Jede Verwendung von Daten gegenüber Dritten ist zunächst ausgeschlossen, die Weiterverwendung privater Daten braucht die explizite Zustimmung des Nutzers (https://fruux.com/privacy/). Vielleicht kann ein deutscher Datenschutzstandard zu einem Wettbewerbsvorteil werden, zumindest findet Fruux auch im englischsprachigen Raum stärkeren Anklang (Fruux keeps your calendar and contacts in sync between all of your devices).
Fruux bietet die Basisversion frei an, wenn man mehr Funktionen möchte, muss man für den Dienst bezahlen. In der freien Grundversion kann man zwei Geräte synchronisieren, und zweimal Kalender teilen. Mit der Proversion, die 40 Euro im Jahr kostet, kann man bis zu 10 verschiedene Geräte synchronisieren und Kalender und Adressen beliebig teilen. Und in der Team Version, für 20 Euro im Monat, lassen sich Termine und Adressen für ganze Teams verwalten (https://fruux.com/pricing/). Fruux setzt auf offene Standards, die Nutzer speichern also ihre Kalender und Adressen in einem offenen Format und sollen nicht an einen speziellen Anbieter gebunden sein. Für Kalender verwendet Fruux dabei iCalendar Standard und bei Kontakten auf VCard, setzt damit also die gängigen und weitverbreiteten Standards ein.
Fazit
Ein rundum gelungener Dienst, die Synchronisierung über verschiedene Geräte und auch mit verschiedenen Betriebssystemen funktioniert ohne Probleme. Von der Funktionalität her gibt es kleinere Abstriche, aber Fruux kann ohne Probleme mit dem Google Kalender mithalten. Vor alle bietet Fruux Nutzern, die Wert auf Datenschutz und Sicherheit legen eine gute Alternative zu US-Diensten oder einer unhandlichen Papierlösung. Die kostenlose Basisversion ist bereits ziemlich Leistungsfähig, die Preisgestaltung für den Prodienst ist meiner Ansicht nach moderat.
Danke für den Bericht.
Fruux nutzt aber auch Google Analytics…so ganz Google-frei sind die demnach auch nicht.
https://fruux.com/privacy/
„Additionally we use Google Analytics in order to track the usage of our website.“
Hallo ChroRo, danke für den Hinweis! Das stimmt, das ist in dem Artikel zu ungenau. Fruux setzt auch Dienste von Google und Amazon ein. Vielen Dank für die Anmerkung.
Danke für den Hinweis auf fruux. Sah für mich zunächst sehr vielversprechend aus. Bin auch kein Fan von Übersee-Daten, auch wenn fruux auf Amazon-Servern läuft. Hab mich dann aber neben eurem Artikel noch etwas auf deren Seite in den Konditionen des kostenlosen Accounts eingelesen. Dabei bin ich auf ein Löschklausel nach 90 Tagen Inaktivität gestoßen. Da wären die so kostbaren Daten nach Selbstfindungstrip oder Koma verloren. Für mich daher ein K-O für den Dienst.
„fruux allows you to use its software/services free of charge with a limited set of features. We reserve the right to terminate free accounts at any time. If a free account remains inactive for ninety (90) days or has no current email address assigned to it then we reserve the right to terminate your account and delete any data stored on our servers without prior notice.“
Quelle: https://fruux.com/terms-of-service/
Guter Hinweis!