Wie funktioniert das Internet als Bühne für Selbstdarstellung und Kommunikation? Ich präsentiere heute dazu einige Ideen auf der Jahrestagung des Verbandes für Psychodrama unter dem Titel „Das Internet als Bühne“ im Kulturwerk in Stuttgart.
Die Bühnenmetapher wird seit Shakespeare gerne genutzt, um menschliche Beziehungen zu beschreiben. Ich versuche mal in meiner Präsentation, diese Metapher auf das Internet anzuwenden. Dabei gehe ich von Irving Goffman aus, der als einer der ersten die „Leben-als-Spiel-Metapher“ systematisch zur Analyse sozialer Beziehungen genutzt hat.
Nach Goffman gibt es in allen sozialen Beziehungen eine Kommunikation gesellschaftlicher Normen, Unterschieden und Gruppenzugehörigkeiten, die in erster Linie nonverbal durch Auftreten, Gestik und Mimik vermittelt werden. Diese Analyse lässt sich auf das Internet übertragen, hier gibt es aber einige Besonderheiten, die ich in meinem Vortrag klären möchte.
Das Internet ist zum einen delokalisiert, also die Kommunikationsteilnehmer sind an verschiedenen Orten, teilweise ist die Kommunikation auch asynchron. Zweitens gibt es auf der „Bühne Internet“ ein sehr unbestimmtes Publikum (jeder Blogger weiß genau, was gemeint ist). Und zu guter Letzt ist Kommunikation im Internet medial vermittelt, auch wenn der Trend in den letzten Jahren dahin geht, diese Kluft zu verringern und digitale Technik viel stärker in den Alltag zu integrieren. Ich brauche immer ein Werkzeug, einen Bildschirm oder eine Tastatur, um die Kommunikationsmaschine Internet einzusetzen, und das heißt Kommunikation im Internet ist nie so unvermittelt wie die direkt face-to-face Kommunikation.
Ich bin gespannt auf die Diskussion, was das für die Einbindung oder Thematisierung des Internets im Rahmen einer Psychodramainszenierung bedeutet. Vor allem bin ich aber gespannt, was das Psychodrama eigentlich genau ist, am Abend weiß ich sicher mehr!
Text: Michael Lindner