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Abenteuer digitale Bildung: Spannende Woche mit zwei Vorträgen

In dieser Woche war Marcus Klug als Redner unterwegs und kam dabei mit vielen neuen Menschen in Kontakt, darunter etwa Medienberater und Lehrer. Man merkt, dass das Thema Digitalisierung gerade viele beschäftigt und es eine Menge Diskussionsbedarf gibt. Der Vortrag mit dem Titel „Abenteuer digitale Bildung: Ein gefährlicher Trend in der Bildung der Zukunft und eine neue Kultur des Lernens“ führte Marcus Klug zu zwei unterschiedlichen Orten. Im Kreis Coesfeld stand der „Medientag“ mit einem außergewöhnlichen Programm auf der Agenda, in Detmold wurde ein Jubiläum gefeiert: „10 Jahre Selbstlernzentren in Lippe“.

Ich war gespannt, wie die Woche wohl verlaufen würde. Auf dem Programm standen zwei Impuls-Vorträge zum Thema „Abenteuer Digitale Bildung“. Am Dienstag, den 17. Oktober der „Medientag im Kreis Coefeld“, wo unter anderem auch ein Workshops zum Thema „Spieleprogrammierung für Jugendliche“ angeboten wurde, am Donnerstag, den 19. Oktober ein Impuls-Vortrag anlässlich des 10-jährigen Jubiläums der Selbstlernzentren in Lippe.

Dabei ging es um die Frage, welche größeren Herausforderungen sich im Bildungsbereich abzeichnen, was den Einfluss der Digitalisierung anbelangt. Der Titel meines Vortrags lautete in beiden Fällen: „Abenteuer digitale Bildung: Ein gefährlicher Trend in der Bildung der Zukunft und eine neue Kultur des Lernens“. Ich wollte das Thema nicht einfach nur positiv darstellen, sondern auch die Abgründe und Fallstricke näher beleuchten und so wartete mein Vortrag auch mit zwei möglichen Zukunfsszenarien auf, von denen eines sicherlich recht harter Tobak ist.

Chinesisch für Dreijährige

Diesen Trend kann man schon seit längerer Zeit beobachten. Unter dem Begriff „Arbeit 4.0“ oder noch schlimmer „Lernfabrik 4.0“ wird einfach so getan, als ob es sinnvoll wäre, im Übergang zum digitalen Zeitalter die Entwicklung aus der Epoche der Industrialisierung fortzusetzen: Noch mehr Leistungsdruck, noch mehr Optimierung und noch mehr Beschleunigung. Und genau diese Tendenz lässt sich auch gut im Bildungsbereich beobachten, etwa in der frühkindlichen Bildung, wo die „Bildungsrendite am höchsten ist“, wie das Ökonomen ausdrücken. Etwa wenn Eltern meinen, dass es gut wäre, wenn Kinder schon mit drei Jahren Chinesisch lernen.

Leider bereitet das Kinder überhaupt nicht auf die Herausforderungen der Zukunft vor, wie vielfach auch von Lernforschern bestätigt wird. Es geht eben nicht um noch mehr Leistungsdruck und Effizienz, sondern im Gegenteil um mehr Kreativität und Spielraum zur Entfaltung von eigenen Neigungen und Talenten, um zukunftsfähig zu sein und sich die Lust für das Lernen möglichst ein Leben lang zu erhalten. Diese Möglichkeiten werden hierzulande aber rigoros unterwandert, wenn weiter blindlings industrialisiert wird.

Der Wechsel von der Ego- zur Ökosystem-Kultur

Deutschland hätte aktuell die Chance, Abstand zu der auf Industrie geeichten Ökonomie zu gewinnen, denn wir sind momentan noch reich genug, um uns das zu leisten. Das habe ich in meinen Vorträgen in dieser Woche auch immer wieder stark betont. Trotzdem wird vielfach einfach das Hamsterrad fortgesetzt und nicht genügend darüber reflektiert, wie eine andere (digitale) Zukunft aussehen könnte, in der es vor allem um Gestaltung geht und nicht um die weitere Optimierung einer Entwicklung, die uns demnächst wahrscheinlich so oder so um die Ohren fliegen wird. Denn ein endliches System von Ressourcen kann nicht unendlich ausgebeutet werden.

Auf der Zugfahrt zu meinen Vorträgen in Dülmen und Detmold habe ich dazu eine absolut passende Passage in dem Roman „Die Optimierer“ von Theresa Hannig entdeckt.

„Samson lehnte sich zurück. Er wusste, wie schrecklich das Leben zu Beginn des Jahrhunderts gewesen war. Wie hatten die Menschen das nur ausgehalten? Diese Unsicherheit. Dieser unnötige Leistungszwang. Diese perverse, unnatürliche Wachstumsgesellschaft.“

Anders formuliert: Wir können nicht mehr einfach so weitermachen wie bisher. Eine „neue Kultur des Lernens“, wie ich das in meinen beiden Vorträgen genannt habe, setzt dementsprechend ein anderes Denken voraus. Statt Beschleunigung, erhöhte Leistungsdoktrin und Rationalität sollte es an sich bereits heute wesentlich mehr um kreatives und empathisches Denken gehen, um Ökologie und Gemeinschaftssinn, aber auch um Achtsamkeit, Konzentration und Fokusbildung; das ist ein ganz anderes Paradigma. Andernfalls steuern wir meines Erachtens früher oder später vollends auf die Katastrophe zu.

Otto Scharmer drückt das so aus: Es geht um den Wechsel von der Egosystem- zur Ökosystem-Kultur. Im Video bezieht er diesen Gedanken auf den Bildungsbereich:

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https://www.youtube.com/watch?v=8pLtxO7ArOA

Auf den Veranstaltungen, die ich in dieser Woche als Redner besucht habe, wurde viel diskutiert. Dabei kam ich in Dülmen und Detmold mit ganz unterschiedlichen Menschen ins Gespräch. Darunter Lehrer, Medienberater, Politiker, Ingenieure, eine Trauma-Pädagogin und zahlreiche andere Personen.

Das Thema bewegt gerade viele Menschen, wie ich aktuell immer wieder feststellen muss, nämlich die Frage, wie sich der digitale Wandel hierzulande auf Arbeit und Bildung in der Zukunft auswirken wird, bis hin zu Prognosen, dass in 20, 25 Jahren in etwa 50 Prozent der Bevölkerung möglicherweise über keine Erwerbsarbeit mehr verfügen wird.

Dabei war ich in dieser Woche wirklich überrascht darüber, dass die Menschen an den beiden Orten, wo ich meine Vorträge gehalten habe, sehr offen waren und ebenso die Bereitschaft zeigten, einmal hinter die Fassaden der digitalen Entwicklung zu blicken und nicht nur über positive Trends zu sprechen, sondern eben auch auch über mögliche Abgründe und Fallstricke zu diskutieren!

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