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Webinare in der Praxis: Meine ersten Schritte

20150830-Hopscotch / Bild: Jan Tik / Quelle: Flickr.com CC BY 2.0

Für Trainer, Coaches und Dozenten bietet E-Learning fantastische Möglichkeiten, um neue Kunden zu gewinnen. Über das Internet können Sie heute Schulungen und Seminare übertragen, Beratungsgespräche führen und sich mit relativ geringem Einsatz einen neuen Markt erschließen. So einfach das Internet die Übertragung von ihren Angeboten auch macht, in der praktischen Umsetzung gibt es einige Hürden.

Im letzten Jahr war es endlich so weit, ich wagte mich an meine ersten Webinare. Ich halte als Trainer für Selbstmanagement Schulungen und Seminare in erster Linie in Nordrhein-Westfalen, das Internet ist für mich eine ideale Quelle für zusätzliche Einnahmen. Kein Herumfahren, keine mühsame Akquise, sondern einfach ein Seminar von zu Hause aus, via Internet. Auch das Marketing lässt sich mit dem Internet leicht bündeln, so stelle ich mir das zumindest vor. Auf einer Webinarplattform könnte ich mit einem guten Profil ohne großen Aufwand deutschlandweit aktiv werden und mir, quasi per Klick, neue Kundenkreise erschließen.

Wie funktionieren Webinare?

Meine Wahl fiel auf Edudip, eine in Deutschland recht bekannte Webinarplattform. Edudip ist auf berufliche Weiterbildung spezialisiert, vom Excelkurs bis zum Verkaufsgespräch, von der Internetkommunikation bis hin zu Sprachen reicht das Angebot. Die Kurse sind in der Regel 30 bis 60 Minuten lang und werden live übertragen, für komplexere Themen werden Webinare in Serie gehalten. Die Trainer zeigen eine Präsentation und die Plattform bietet zusätzlich verschiedene Interaktionsmöglichkeiten an. Sie können als Seminarleiter etwa Umfragen einspielen, es gibt eine Chatfunktion und Sie können sogar einzelne Folien zur Bearbeitung freigeben. Mit dieser Funktion zeigen die Teilnehmer beispielsweise Ihren Kompetenzen oder Wünsche grafisch an. Sie spielen beispielsweise eine Folie mit einer Skala ein und die Teilnehmer können sich dann mit einer Markierung selbst einschätzen. Oder Sie spielen eine Deutschlandkarte ein und die Teilnehmer markieren ihren Standort auf der Karte, Sie können also mit dieser Funktion sehr lebendige Interaktionen gestalten. Mit Edudip können Sie also ein regelrechtes digitales Seminar halten, was mir sehr liegt, da ich Interaktionen mit Teilnehmern schätze.

Bevor ich ein eigenes Angebot einstellte, schaute ich mir natürlich verschiedene Webinare auf Edudip an. Eines wurde mir sehr schnell klar, Webinare funktionieren etwas anders als Präsenzveranstaltungen. Es ist tatsächlich ein großer Unterschied, ob Sie Face-to-Face vor einer Gruppe stehen oder diese am Bildschirm ihrem Vortrag folgt. Die Teilnehmer sehen Sie nicht, Ihr Webinar muss also ohne Körpersprache funktionieren und die Teilnehmer beim Thema halten. Das wurde von verschiedenen Trainern auf Edudip ganz unterschiedlich gelöst.

Manche Dozenten machten eher einen Vortrag mit nur wenigen Interaktionen und setzten auf eine sehr gut ausgearbeitete Präsentation. Andere Trainer wiederum hielten eher einen Workshop. Ich habe tatsächlich einige Webinare miterlebt, bei denen die Präsentation aus einer Folie mit dem Titel und einem Bild bestand und die Veranstaltung dann sehr interaktiv ablief. Anstatt einen durchlaufenden Vortrag zu halten, sammelten die Trainer eher Fragen und Anliegen, hielten dann eine kurze Einführung und gingen danach im Stile eines Seminars intensiv auf die Fragen der Teilnehmer ein. Bei beiden Webinarstilen war auffällig, wie konsequent die Trainer auf die Vorteile des Kurses aufzählten und regelmäßig rhetorische Pointen setzten. In den 45 bis 60 Minuten eines Webinars müssen Sie die Aufmerksamkeit immer wieder fesseln, um zu garantieren, dass die Teilnehmer auch dranbleiben – jede Ablenkung ist bei Webinaren buchstäblich nur einen Klick entfernt.

Der Weg zum Kunden

Im Oktober 2015 war ich dann soweit und ich hatte meine ersten Webinare vorbereitet. Der Testlauf war in Ordnung, ich habe an den Präsentationen gefeilt, Veranstaltungshinweise veröffentlicht und es konnte losgehen. Ich bot im September und Oktober zwei Seminare zu meinen beliebtesten Themen an. Ein Webinar zum Thema Prokrastination und eines zum Thema Strategien gegen die Informationsflut. Ein paar Worte noch zur technischen Ausstattung. Die Anschaffung für erste Webinare sind sehr überschaubar. Neben einem Laptop brauchen Sie für Webinare eigentlich nur ein Headset mit Mikrofon und Kopfhörern und eine halbwegs professionelle Beleuchtung, zu Beginn tut es die integrierte Kamera im Laptop. Tageslichtlampen mit der nötigen Helligkeit gibt es inzwischen ab 50 Euro, sie brauchen also am Anfang nur eine kleine Investition von 100 bis 200 Euro in die Technik.

Und so wartete ich auf die Teilnehmer, was am Anfang etwas frustrierend war. Dass ich zu Beginn wenige Teilnehmer haben würde, war mir klar, die Zahlen blieben aber weit hinter meinen Erwartungen zurück. Das lag sicher daran, dass recht wenige über meine Webseite zu der Veranstaltung fanden. Es gibt bei Edudip zwar noch eine Marktplatzseite, wo mein Angebot gelistet war, aber das funktioniert bei neuen Trainern noch nicht so gut, jedenfalls hatte ich in meinen ersten Webinaren zwei bis drei Teilnehmer. Das war etwas frustrierend, zumindest liefen die Kurse gut ab und ich wurde sehr gut bewertet, was in Zukunft wichtig werden kann. Mir ist bei diesen ersten Versuchen klar geworden, dass es durchaus einige Zeit dauern kann, bis Onlineveranstaltungen gut laufen und dass eine gut besuchte Webseite die Basis für das Marketing im Internet ist.

Bei der Präsentation eines Webinars müssen die Interaktionen genauer geplant werden als in einem klassischen Seminar, wo man spontaner auf die Teilnehmer eingehen kann. Beim Sprechen ist das Stehen wichtig, um eine freie und natürlich Sprechposition zu finden und ich habe regelmäßig kleine Umfragen oder Rückfragen eingesetzt, um mein Publikum einzubinden. Während der Präsentation habe ich darauf geachtet immer wieder sogenannte Highlights zu setzen, ich habe also rhetorische Pointen eingesetzt und immer wieder darauf hingewiesen, was die Inhalte jetzt bringen und wie die Teilnehmer profitieren, um die Aufmerksamkeit beim Vortrag zu halten. Das hat sehr gut funktioniert, die Rückmeldungen zu meinen Präsentationen waren überwiegend positiv. Ab dem Januar 2016 bin ich mit Webinaren kürzer getreten. Ich hatte zum einen wieder mehr klassische Präsenzveranstaltungen und unser Buchprojekt brauchte mehr Zeit, deshalb habe ich bis jetzt keine weiteren Webinare gehalten.

Ein kurzes erstes Fazit an dieser Stelle. Webinare und E-Learning sind tolle Möglichkeiten um sich Kunden zu erschließen, das Marketing im Internet muss allerdings sehr gut geplant und vorbereitet werden. Sie brauchen wahrscheinlich einen etwas längeren Atem, um in dem Bereich Fuß zu fassen. Man sollte sich zuerst Gedanken darüber mache, wie man viele Besucher auf die eigene Webseite bringen kann und Angebote auf der Webseite präsentiert. Für die Zeit von Webinaren ist es also auch wichtig, regelmäßig neue Artikel zu veröffentlichen und die Social Media Präsenz einsetzen, um Leute auf die Webseite zu bekommen. Ich werde das Format in der zweiten Jahreshälfte wieder aufgreifen, nachdem unser Sachbuch „Morgen weiß ich mehr. Intelligenter lernen und arbeiten nach der digitalen Revolution“ veröffentlicht wurde.

Sie haben jetzt vielleicht einen kleinen Einblick bekommen, wie Sie dieses Format einsetzten können. Weitere Informationen rund um das Thema E-Learning und digitale Wissensformate für Experten, Berater, Trainer und Dozenten finden Sie in unserem Buch „Morgen weiß ich mehr“, das im August 2016 erscheinen wird.

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