Udacity ist ein revolutionär neuer Ansatz zum E-Learning für Universitäten. Über die Webseite http://www.udacity.com kann man sich kostenlos einschreiben; angeboten wird ein komplettes Informatikstudium: In den Grundkursen lernt man Statistik, Programmieren einer Suchmaschine und Einführung in Computerwissenschaft.
Darauf bauen Kurse zu Algorithmen oder Programmiersprachen auf und in den fortgeschrittene Kursen lernt man, wie man die künstliche Intelligenz für ein computergesteuertes Auto entwickelt oder Computerprogramme programmiert. Das alles ohne einen Cent bezahlen zu müssen.
Deutscher Gründer von Udacity ist Sebastian Thrun, Leiter des Entwicklerlabors Google X und Professor an der Stanford University, der die Online-Universität 2011 ins Leben gerufen hat. Ein Kurs bei Udacity dauert sieben bis acht Wochen und besteht aus Vorlesungen, Hausaufgaben und einem benoteten Abschlussexamen. An der Stanford University hat die Online-Universität bereits dazu geführt, dass die normalen Kurse für Informatik stark zusammengeschrumpft sind (Frankfurter Rundschau). Zu Informatik sollen in Zukunft noch weitere Studienfächer hinzukommen, geplant ist das Angebot auf Chemie und Ingenieurswissenschaften auszuweiten (Frankfurter Rundschau).
Die Journalistin Katharina Koller hat in einem Selbstversuch die neue Universität besucht und beschreibt wie das Lernen mit Udacity funktioniert (http://www.zeit.de). Im Einführungskurs(!) lernte sie, wie man eine Suchmaschine programmiert, ohne Vorkenntnisse in Informatik. Die Lerneinheiten bestehen zum einen aus Vorlesungen und aus wöchentlichen Übungen, die persönlich gestaltet sind und interaktiv funktionieren. Antworten auf Fragen prüft ein Programm, die Rückmeldung auf die eigene Leistung erfolgt sehr schnell. Sehr hilfreich fand die Journalistin auch das Forum von Udacity, auf dem man sich sich über den Lernstoff mit den anderen Studierenden austauschen kann.
Was bedeutet Udacity für die Zukunft der Bildung? Wirklich revolutionär ist der vollkommen freie und kostenlose Zugang zur Universität, insbesondere für Schwellenländer und Entwicklungsländer bietet dieses Angebot neue Möglichkeiten Experten auszubilden. Einige Einstiegshürden gibt es natürlich dennoch: Man muss über englische Sprachkenntnisse verfügen und natürlich braucht man zum Studium eine stabile Internetverbindung – in Entwicklungsländern nicht immer selbstverständlich.
Finanziert wird das Angebot, wie so häufig mit den persönliche Informationen der Nutzer. Der Sprachwissenschaftler Joachim Metzner sieht unter anderem deshalb Udacity eher kritisch: Durch die Onlinekurse werden viele Daten erzeugt, die weiterverkauft werden können, und es bleibt unklar, wie Google mit diesen Daten umgeht. Auch ist fraglich, ob die Zertifikate von Udacity wirklich allgemein akzeptiert werden, oder doch eher als Vorstudium für ein reguläres Studium gelten – das dann wieder mit Kosten verbunden ist (Frankfurter Rundschau).
Text: Michael Lindner