Um Ziele zu erreichen, ist es wichtig, diese konkret zu formulieren. Am besten ergeben sich aus der Zielformulierung die konkrete Schritte zur Umsetzung. Die bekannteste Art einer solchen konkreten Zielsetzung heißt SMART-aims (specific, measurable, attainable, relevant/realistic und time-bound). Um Ziele aber tatsächlich umsetzen zu können, ist häufig der Aufbau neuer Routinen und die Übereinstimmung mit den eigenen Werten wichtig.
Smart-Aims ist eine Art Ziele zu setzen, die sehr häufig im Zusammenhang mit Selbstmanagement erwähnt wird. Ein Ziel sollte möglichst spezifisch sein, also so formuliert, dass die Zielerreichung klar und deutlich ist, am besten ist es, wenn das Ziel noch messbar formuliert ist. Attainable bedeutet, dass ein Ziel auch erreichbar sein muss, für einen Manager ist eine Umsatzsteigerung um 300% zwar ein messbares Ziel, aber vielleicht nicht umsetzbar. Das „R“ steht für relevant, manchmal auch für realistisch, das heißt, das Ziel sollte für die handelnden Personen eine bestimmte Bedeutung haben oder mit den bestehenden Ressourcen umsetzbar sein und der letzte Buchstabe steht für den Begriff „time-bound“. Das bedeutet, es sollte für Ziele klar formuliert sein, bis wann sie erreicht werden (SMART criteria).
Wie baut man neue Gewohnheiten auf?
Diese Art der Zielsetzung ist sicher zielführender als eine eher schwammige Zielformulierung, die die Umsetzung nicht weiter berücksichtigt. Es ist sehr schwierig an Zielen festzuhalten, wenn man keine genaue Vorstellung davon hat, was man genau anstrebt. Auch scheint die Visualisierung von Zielen dabei zu helfen, tatsächlich zur Tat zu schreiten (Visualisierung ihrer Ziele). Ich möchte also hier nicht gegen die „smart-aims“ argumentieren, aber es gibt meiner Ansicht nach zwei Punkte, in denen diese Art der Zielsetzung ergänzt werden müsste. Ein wichtiger Aspekt fehlt bei den „smart-aims“, der gerade für das Selbstmanagement sehr bedeutsam ist. Neben einer genauen Zielvorstellung ist es häufig wichtig, neue Routinen aufzubauen und diese in den Alltag zu integrieren. Man muss häufig neue Alltagsroutinen entwickeln, um ein gestecktes Ziel auch umsetzen zu können. Das gilt vor allen dann, wenn es um Ziele geht, die nur durch regelmäßige Übung oder durch Änderung in den Alltagsabläufen umsetzbar sind.
Ich habe selbst das Rauchen aufgegeben, vor einigen Jahren mit dem Laufen begonnen und meditiere seit ungefähr zwei Jahren regelmäßig jeden Morgen. All das geht meiner Erfahrung nach nur, wenn man Gewohnheiten ändert und dabei vor allem sehr klein beginnt. Um regelmäßig zu laufen, beginnt man also am besten mit zwei bis drei kleineren Einheiten in der Woche und baut das Laufprogramm dann nach vier Wochen weiter auf, genauso kann man das Meditieren Schritt für Schritt zu einer Tagesroutine aufbauen.
Werte und Sinnperspektive
Ein zweiter Aspekt, der mir bei den smarten Zielen fehlt oder zumindest etwas untergeht, ist die fehlende Berücksichtigung der richtigen Auswahl von Zielen und der Frage, wie Ziele in den eigenen Wertekanon passen. Mit dem Stichwort „Relevanz“ ist zwar auch in der Smart Formulierung ein Kriterium für eine Auswahl formuliert, aber als relevant gilt eben häufig nur das, was innerhalb einer bestehenden Logik als wichtig angesehen wird. Wichtig ist aber doch, wie Ziele, zu denen ich mich verpflichte, zu meinen Werten, zu meinem Verständnis von Sinn und Lebenszielen passen.
Das klingt vielleicht etwas abwegig oder nach einem „nice-to-have“, ist es aber ganz und gar nicht. Gerade bei längerfristigen Zielen, wie eine Dissertation, oder einer berufliche Weiterentwicklung, wird man sich nur dann dauerhaft motivieren können, wenn man wirklich ein Ziel verfolgt, das auch zum eigenen Lebensentwurf und zu den eigenen Werten passt. Man kann sich noch so viele tolle Ziele setzen, entscheidend ist dabei doch auch, wie sie zu mir passen. Ich kann etwa versuchen, bei meiner Arbeitsstelle innerhalb der Organisation weiter aufzusteigen, wenn diese eigentlich nicht zu mir passt, ist es vielleicht sinnvoller, den beruflichen Wechsel anzustreben.
Ich hatte diesen Aspekt vor einigen Jahren deutlich vor Augen, als ich aus einer wissenschaftlichen Laufbahn ausscherte und nun in der „freie Wildbahn“ bin. Die immer wieder gerne beschworene Freiheit der Wissenschaft war mir irgendwann doch ein zu geringer Trost für die jahrelangen Abhängigkeiten und die grotesk prekäre und unflexible Berufsausübung in der Wissenschaft.
Meiner Erfahrung nach wird auch die eigene Leistung sehr viel schlechter, wenn man sich ständig verbiegen muss und in einer Struktur arbeitet, die eigentlich nicht zum eigenen Leben passt. Das bedeutet: Ziele finden, die wirklich zu den eigenen Werten passen, ist kein Luxus, sondern sehr wichtig, um diese auch umzusetzen. So, jetzt müsste ich noch mit einem schönen Akronym aufwarten, das anstelle der „Smart-aims“ meine Vorstellung von Zieldefinition zusammenfasst, mir fällt aber leider keines ein, vielleicht in einem der nächsten Artikel.
Text: Michael Lindner