New Work ‒ Selbstmanagement ‒ Digital Workflow : Beiträge von 2012 bis 2015
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Maschinenträume: Wieso gibt es seit 30 Jahren den radikalen Neuanfang?

Strahlende Zukunft in der Datenwolke, Information Overload, digitale Verflüssigung von allem und jeden im Cyberspace oder anderer weicher warmer Hippie Kitsch. Wieso wird seit fast dreißig Jahren – seit der Expansion der digitalen Kanäle – der permanente Neuanfang gepredigt? Das ist die Ausgangsfragestellung in dem neuen Buch von Valentin Groebner: „Wissenschaftssprache digital. Die Zukunft von gestern“. Alexander von Strahlenburg hat sich zusammen mit Groebner in die Zeitmaschine begeben.

Dies ist ein Beitrag in der neuen Reihe „Maschinenträume“ auf digitalistbesser.org. Maschinenträume von 1945 bis 2015, angefangen bei Vannevar Bush mit „As we may think“ (Bush 1945) bis hin zu solchen Dystopien wie „The Circle“ von Dave Eggers (Eggers 2014). Hellsichtige Prophezeiungen, richtig böse Untergangsvisionen, bahnbrechende technologische Entwicklungen und unglaublicher Kokolores. All diese Widersprüche sind in den Maschinenträumen von uns Menschen enthalten. Mensch und Maschine-Interface, tanzende Roboter und funky Kybernetik, weltweite Datenautobahnen und Surfen im Netz: von gestern bis heute. Was liegt also näher, als mit Groebner in die Zeitmaschine einzusteigen?

Als Historiker, der weder digitaler Kommunikationsathlet, noch Social Media-Berater oder ein Lobo ist, hat Valentin Groebner in seinem neuen Buch mit genügend Abstand eine wichtige Beobachtung gemacht: Wie kann es sein, dass mittlerweile seit dreizig Jahren in den digitalen Kanälen permanent der Neuanfang verkündet wird? Zur Erinnerung: Am 9. Januar 1984 präsentierte Apple seinen zweiten Versuch eines Computers mit damals höchst innovativer grafischer Benutzeroberfläche – den Apple Macintosh. Und heute können wir bereits ganze Filme in Sekundenschnelle über unseren Bildschirm ins globale Datennetz versenden und vielleicht demnächst auch mit unserem Gehirn ansteuern.

Die Zukunft von Gestern: Das Vorspiel

Ich erinnere mich noch gut an den diesjährigen Gesundheitskongress in Berlin – ausgetragen im City Cube (http://www.hauptstadtkongress.de/2014 /hauptstadtkongress-2014/). Auch hier viel Zukunft: Molekularmedizin, genetische Forschung, die persönliche DNA auf dem PC von zu Hause aus decodiert. Mehrere hunderte von Vorträgen zu den Schwerpunkten Gesundheit, Medizin, Pflege und Politik gab es an vier Tagen in der Hauptstadt zu bestaunen, und zwar in der Zeit vom 24. Juni bis zum 27. Juni 2014. Am letzten Tag, es war Freitag, besuchte ich noch abschließend eine Podiumsdiskussion zum Thema „Social Media im Krankenhaus“. Da war er wieder – dieser typische Beraterton – von dem auch Groebner in seinem Buch spricht: „Alles wird anders“.

Bruce Chatwin wurde 1940 in Sheffield, Großbritannien, geboren. Er war Abenteurer, Reisender, Berater und Journalist und ein Meister der Selbstinszenierung.

Netz-Experten und Unternehmensberater predigen ja gern das ganz große Neue, den radikalen Umbruch, die permanente Revolution. Auch ich ertappe mich zuweilen dabei, je nachdem welche Stimme gerade in mir den Takt angibt, die Welt wie ein Priester zu betrachten, der einem speziellen Orden angehört, in diesem Fall dem Orden der Gralshüter des geheimen Weltwissens. Sie ahnen es wahrscheinlich schon: Die Rede ist von der Kaste der Unternehmensberater. Im Zeitalter der angeblichen totalen Transparenz fällt diese Logik allerdings nicht mehr ganz so leicht; andererseits: auch in diesem Zeitalter werden Menschen von oben immer noch gehörig verarscht, was das Machtgefälle in Politik, Gesellschaft, Gesundheit und Wirtschaft anbelangt.

Von der Kaste der Unternehmensberater gab es selbstverständlich auch in Berlin einige Vertreter. Am besagten Freitag eine Überbesetzung mit gleich drei Beratern, einer älteren Dame, die sich buchstäblich im Podium verirrt hatte, ein fleißiger Blogger und ein Chefarzt. Auch bei dem Thema „Social Media im Krankenhaus“ wurde betont, dass wir es (so ähnlich wie bei DEM Internet) mit einem eher mysteriösen Phänomen zu tun haben, das nicht klar gedeutet werden kann. Ein bißchen Marketing und PR, ein bißchen Arzt-Patient-Kommunikation, ein paar nostalgische Geschichten von ersten Startup-Versuchen auf Seiten der Berater, ein Blick über den Tellerrand in die USA und ein bißchen Kristallkugel. Folglich konnte es auch nicht sein, dass die Kommunikation in den digitalen Kanälen beispielsweise von der Stiftung Warentest auf klar unterscheidbare Merkmale untersucht werden kann. Was natürlich zudem auch ziemlich uncool ist: Stiftung Warentest.

Dieser Hinweis kam von jener Dame, die sich hier verirrt hatte. Sofort wurde sie von einem der Berater ziemlich vehement zurückgewiesen. „Die Stiftung Warentest kann das doch überhaupt nicht beurteilen“, so der Berater mit einem leichten Grinsen in den Backen. Social Media-Kanäle können eben nicht mit gängigen Maßstäben beurteilt werden. „Die im Krankenhaus haben das bloß noch nicht so richtig begriffen.“ Aber die Berater, die sind quasi das „Orakel von Delphi des Netzes“ oder „Bruce Chatwin der Glasfaser“. Zumeist eingehüllt in smarte Anzüge mit smarten Frisuren, smarten Beispielen und smartem Insiderwissen. Befragt man diese „Übermenschen“ dann ganz konkret auf Nutzer, Formate, Endgeräte und Strategien, ist nicht selten das Schweigen im Walde angesagt. Viel rhetorischer Schaum mit häufig hohem Stundensatz.

An sich hat das Netz ja schon länger einen Bart. Und auch der Bereich Social Media ist keine Jungfrau mehr. Das „Internetz“, wie zuweilen der deutsche Komiker Paul Panzer zu sagen pflegt, ist ursprünglich aus dem im Jahre 1969 entstandenen Arpanet hervorgegangen, einem Projekt der Advanced Research Project Agency (ARPA) des US-Verteidigungsministeriums. Das ist jetzt 45 Jahre her. Auch wenn das Arpanet ganz anders aussah als das heutige Netz.

Bildschirme wie Kristallkugeln: Rhetorik und Science Fiction

Ein Schachzug vieler Netz-Visionäre, Experten, Berater und Kommunikationsathleten besteht darin, nicht von einzelnen digitalen Kanälen zu reden, sondern vorzugsweise von dem Netz als „großes unbekanntes Wesen“, das sich der näheren Bestimmung entzieht. Man kann ES dann auf alle möglichen Kontexte beziehen (etwa Evolution, Kultur und Wirtschaft) – im salbungsvollen theologischen Ton mit düsteren Prophezeiungen verpacken – oder eben als radikale Umbruchsgeschichte inszenieren – Utopie oder Dystopie, was gerade besser passt.

Der Trendforscher Matthias Horx teilte die Seher der Zukunft einmal in verschiedene Figuren ein: Propheten, Visionäre, Prognostiker und Zukunftsagenten. Zudem spielt es bei der Bestimmung von Zukunftstypen immer eine große Rolle, so Horx, welche Werte für einen Seher besonders wichtig sind: Rationalismus, Pessimismus, Optimismus oder Romantismus.

Nun gibt es in diesem Zusammenhang allerdings auch den „inneren Apokalypse-Hasen“, wie Horx in „Future Fitness“ schreibt (Horx 2005: S. 31). Der „innere Apokalypse-Hase“ sorgt dafür, dass wir uns quasi innerlich von negativen Zukunftsbildern überwältigen lassen und dadurch in eine apokalyptische Hektik verfallen, vielleicht sogar Burnout bekommen. Eine ähnliche Ohmachtserscheinung kommt auch dann zustande, wenn wir zum Opfer unser eigenen Kommunikation in den sozialen Medien werden, weil wir die Regie ganz freiwillig aus der Hand geben. Das passende Bild dazu: Wir warten den ganzen Tag vor unserem Briefkasten auf die nächste Post. Irgendwie ein schräges Bild, oder etwa nicht?

Ein Hochleistungssport der eigenen Art: Der tägliche Kampf mit den digitalen Medien

Aber natürlich ist es auf der anderen Seite auch total chick, Hochleistungssport als Inszenierung zu nutzen. Medienmacher und Entscheider, die derartige Inszenierungen präferieren, befinden sich etwa innerlich bereits kurz vor dem Iron Man Marathon auf Facebook, Twitter und Co., scheitern aber am Ende an der monströsen Taktfrequenz der täglich zu versenden Botschaften. Da wird nicht vor dem Briefkasten gewartet, sondern das Bild des Managements beschworen, und der Manager ist dabei in etwa mit dem Spitzensportler vergleichbar, was die kommunikative Leistung anbelangt.

Das liest sich dann in etwa so:

„Was mich angeht, so muss ich bekennen, dass ich den geistigen Anforderungen unserer Zeit nicht mehr gewachsen bin. Ich dirigiere meinen Datenverkehr, meine SMS, E-Mails, Feeds, Tweeds [übrigens heißt es korrekterweise „Tweets“ und nicht „Tweeds“; Anmerkung von Alexander von Strahlenburg; dazu gab es sogar eine Diskussion im deutschen Feuilleton – man mag es kaum glauben – siehe dazu etwa folgenden Link auf Süddeutsche.de: Frank Schirrmacher: Payback], Nachrichtensites, Handyanrufe und Newsaggregatoren wie ein Fluglotse den Luftverkehr (…) Ohne Google wäre ich aufgeschmissen und nicht mehr imstande, einen Handwerker zu bestellen oder zu recherchieren“ (Schirrmacher 2009: S. 13).

Wer über elektronische Medien schreibt, ist also immer in Versuchung, so Groebner, buchstäblich über sich selbst hinauszuwachsen, sich selbst rigoros zu überfordern. Auf der anderen Seite muss man glücklicherweise auch nicht weiter erklären, was denn eigentlich so anstrengend ist. Wichtig ist vor allem der salbungsvolle Ton und die smarte Rhetorik: Bildschirme sind quasi wie „Kristallkugeln“, „körperloser Weltraum“ oder lieber doch „Überwindung des Materiellen in der Wolke“. Und immer wieder ist die Rede von DEM NETZ oder von DEM COMPUTER. „Wir haben es mit nichts Geringerem zu tun als mit der Vermutung, dass die Einführung des Computers für die Gesellschaft ebenso dramatische Folgen hat wie zuvor nur die Einführung der Sprache, der Schrift und des Buchdrucks“ (Baecker 2007: S. 7).

Auch ich ertappe mich zuweilen dabei, in diesen Überbietungs-Duktus zu verfallen: „die ganz große Revolution, die bereits vor der Tür steht“. Irgendwie scheint das so eine Berufskrankheit zu sein, da auch ich hauptberuflich viel mit Social Media und dem „Internetz“ zu tun habe. Auf der anderen Seite finde ich es befreiend, einmal so wie Groebner in seinem Buch zu verfahren, und eher trocken mit genügend Abstand die einzelnen Entwicklungen in den digitalen Kanälen zu betrachten. Also: Worin besteht der Bezug zu früheren medialen Entwicklungen, und warum wird durch den Computer und durch das Internet ein neues Zeitalter der Menschheit eingeläutet? Ist das nicht alles an sich ein wenig übertrieben?

Nachgefragt: Wo ist die Zukunft des Netzes in die Jahre gekommen?

Schon ein Blick in die Technikgeschichte zeigt eine größere Kluft zwischen den Erwartungen und der tatsächlichen Entwicklung. Anders als in vielen Zukunftsvisionen ist der „Cyberspace“ nicht „körperlos“, keine „entmaterialisierte Wolke“. Wir können ganz nüchtern danach fragen, wie beispielsweise ein onlinegestütztes Kommunikationssystem funktioniert, und wie die Geschichte dieses Systems aussieht. „Es ist kein Zufall“, merkt Groebner diesbezüglich in seinem Buch an, „dass die Glasfaserkabel, auf denen das Netz heute beruht, an sehr vielen Orten früheren Infrastrukturen folgen: in den Städten den unterirdisch verlegten Telefonkabeln, zwischen New York und Washington zum Beispiel den Bahngleisen, in ländlichen Regionen den Hochspannungsleitungen“ (Groebner 2014: S. 36).

In technologischer Hinsicht kann außerdem die Beobachtung hinzugefügt werden, dass jedes neue Informationsmedium zum Teil als gesellschaftliche Bedrohung wahrgenommen wird, weil es vertraute Nutzungsgewohnheiten durcheinanderwirbelt. Relativ schnell ist man dann nicht mehr nur beim Internet, sondern gleichfalls bei der Einführung des Telefons, Radios oder Fernsehens. Und ebenso schnell kann man quasi jene kritischen Stimmen aus der Mediengeschichte vernehmen, die bei der jeweiligen Einführung eines neuen Mediums vor dem weiteren Gebrauch warnten oder vielleicht sogar – so wie Oswald Spengler – gleich den Untergang des Abendlandes anstimmten: Spengler –  der alte „Apokalypse-Hase“.

Der etwas andere Cyberspace: Entspannungsurlaub für digital Native

Wirklich interessant ist dabei indes die Frage, wie sich eine größere mediale Entwicklung auf einzelne Gesellschaftsbereiche, Gewohnheiten und Nutzungsweisen tatsächlich auswirkt. Es ist beispielsweise wohl kaum bestreitbar, dass sich der Handel mit Büchern durch Amazon verändert hat, weil sich die digitalen Distributionsmöglichkeiten gleichzeitig auch auf nationale und lokale Vertriebsstrategien ausgewirkt haben. Die Buchhandlung von nebenan verliert auf diese Weise plötzlich einen Großteil ihrer Kunden, weil sie zu spät auf die neuen digitalen Absatzkanäle gesetzt hat und ihr Geschäftsmodell dementsprechend nicht schnell genug überdacht hat.

Ein anderes Beispiel, was ebenfalls von Groebner in seinem Buch angeführt wird, ist die „Überinformierung“. Es lässt sich auch hier wohl kaum leugnen, dass die Anzahl an Informationen durch die Geschwindigkeit und Verbreitung, mit der heutige onlinegestützte Computer operieren, immens angestiegen ist. Dennoch lässt sich auch dieses Phänomen auf ähnliche Art in der Vergangenheit entdecken. Durch die Erfindung des Buchdrucks kam es beispielsweise bereits im 15. Jahrhundert zu einer Explosion von Informationen in Schriftform. Ein ähnliches Phänomen finden wir auch angesichts des Fotokopierens in den 1960ern. Auch hier führte die Einführung dieser neuen Technologie dazu, dass der Verbreitungsgrad von Informationen stark angestiegen ist. Die Einführung dieser neuen Technologien führte gleichsam auch dazu, dass Menschen damit zunächst ein echtes Überforderungs-Problem hatten: „Information Overload“, wie es Alvin Toffler schon im Jahre 1970 passend auf den Begriff brachte.

Das hat auf der anderen Seite allerdings auch zu der Vermutung geführt, dass sich Menschen – bedingt durch die jeweilige mediale Sozialisation – in ihrer kognitiven Aufnahmefähigkeit immer weiter steigern würden – bis zum heutigen „Digital Native“ (die Generation ab 1980) – als Krönung der digitalen Schöpfung. Tatsächlich ist aber „das Tempo“, so Groebner, „mit dem Menschen Texte in ihren Gehirnen einspeisen, (…) in den letzten zweihundert Jahren gleichgeblieben. Bei trainierten Lesern liegt es bei 300 bis 400 Wörtern pro Minute, bei außergewöhnlich guten um 1000“ (S. 113). Daran haben also auch nicht die digital Nativen gerüttelt. Im Gegenteil: Wenn ich manchmal des Abends im Zug die digital Nativen in ihrem Kommunikationsverhalten beobachte, dann denke ich zuweilen auch an jugendliche Zombies, die angekettet an den Bildschirm ihrer Smartphones die nächste Message auf WhatsApp verschieben oder ein hirnrissiges Selfie schießen.

Fazit: Wieso gibt es in der digitalen Welt seit dreißig Jahren den radikalen Neuanfang?

Die nächste Revolution steht kurz bevor: Miss Jekyll and Dr. Cyborg

Nach der Lektüre des Buches von Groebner sehe ich die digitale Entwicklung weniger enthusiastisch. Nicht mehr ganz so viel „HURRAA!“ Andererseits werde ich aber auch das Gefühl nicht los, dass Groebner mit seinen Beobachtungen ein wenig den zeitlichen Anschluss verloren hat: Irgendwo ist er mit seinen Beobachtungen in der 1980ern hängengeblieben, abgesehen von seinen häufig bemerkenswerten historischen Exkursionen, die noch wesentlich weiter zurückreichen. Dieser ganze Hippie-Kitsch, der entmaterialisierte Raum, die Verflüssigung von Körper und Geist, das ist irgendwo zwischen den 68ern und der postmodernen Ära in den 1980ern angesiedelt: Schriften wie etwa „A Cyborg manifesto“ von Donna Harraway (Harraway 1985) oder der Cyberpunk-Roman „Neuromancer“ von William Gibson (Gibson 1985) bringen den Wunsch nach Verflüssigung und Entmaterialisierung ganz gut zur Geltung. Dieser Eindruck wird auch dadurch nicht verwischt, dass Groebner in seinen Anmerkungen den ganzen deutschen Kanon jener Denker, Theoretiker und Berufsprovokateure verarbeitet, die sich hierzulande in den digitalen Räumen tummeln. Diederichsen hat da schon einmal gar nichts zu suchen, und dann kommen selbstverständlich auch solche Leute wie Mercedes Bunz, Kathrin Passig und Byung-Chul Han vor, um ein paar Namen zu nennen.

Wir befinden uns gerade sowieso schon seit einigen Jahren in einem Ernüchterungsstadium, was die digitale Entwicklung angelangt. Das hat vor allem mit der Geschichte zu tun, die durch Edward Snowden ins Rollen gebracht worden ist: Überwachung über Utopie. Oder anders formuliert: Durch den Schock, der durch die Geschichte mit Edward Snowden entstanden ist, wurde uns wahrscheinlich wieder schlagartig klar, dass das Internet in seiner eher abgründigen Seite eben nicht einer Hippie-Utopie entsprungen ist, sondern aus einem Kriegszenarium enstammt: Dieses Szenarium kann als „Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln“ (frei nach Carl von Clausewitz) bezeichnet werden – als Cyberwar. Oder easy: „Wir überwachen jeden, überall.“

Auf der anderen Seite befinden wir uns dann möglicherweise doch in einem Zustand der permanenten Revolution (zumindest noch für einige Zeit), weil der Paradigmenwechsel – bedingt durch den Einfluss von digitalen Technologien auf verschiedene Gesellschaftsbereiche – noch nicht wirklich abgeschlossen ist. Es ist ja kaum zu leugnen, dass sich zumindest in einigen Gesellschaftsbereichen ein größerer Wandel vollzieht – bedingt durch das „Internetz“. Wir hatten bereits das Beispiel mit Amazon und dem Buchhandel angeführt. Andere Beispiele sind der Musikhandel und der Journalismus. In beiden Berufsfeldern kam es durch das Internet tatsächlich zu einem grundlegenden Wandel, den man gut als Revolution bezeichnen kann. Ein Zeitraum von 40 Jahren Entwicklung (seit der Einführung des Arpanets im Jahre 1969) ist vor diesem Hintergrund kein wirklich großer Zeitraum. Man muss sich das nur an der Evolution klar machen. Denn aus der Sicht der Evolutionsgeschichte sind 40 Jahre ein wirklich schlechter Witz.

Weitere Informationen zum Buch von Valentin Groebner:

Das Buch „Wissenschaftssprache Digital. Die Zukunft von Gestern“ von Valentin Groebner ist bei Konstanz University Press erschienen. Hier weitere Infos zu diesem lesenswerten Büchlein: http://www.k-up.de/katalog/titel/978-3-86253-049-6.html.

Weitere Quellen aus diesem Beitrag:

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