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Die wichtigste Kompetenz der Zukunft

20160727-Alexandria Learning Centre-Bild-Debarshi Ray-Quelle-flickr CC BY-SA

Mit der Digitalisierung ist die Arbeitswelt im radikalen Wandel begriffen. Viele Fähigkeiten veralten sehr schnell. Was wird in Zukunft gefragt sein und was ist eigentlich die wichtigste Kompetenz für die Zukunft?

Die digitale Technik macht inzwischen auch vor klassischer Büroarbeit nicht mehr Halt. Einfache Datenauswertung, Entscheidungen und sogar einfache Schreibarbeiten könnte in Zukunft von Computern erledigt werden. Das hat Auswirkungen auf die Arbeit in der Zukunft. Sehr wahrscheinlich werden die Aufgaben für Menschen anspruchsvoller und wir werden enger mit Computern und Expertensystemen zusammenarbeiten.

Laut einer jüngst erschienenen Studie von LinkedIn erwarten Personaler aus verschiedenen Branchen, dass technische Fähigkeiten, aber auch soft skills und interkulturelle Kompetenz wichtiger werden. Neben Klassikern wie Teamarbeit und allgemeine Computerkenntnisse, werden dieser Befragung unter 306 Personalern in 10 Jahren stärker einfache Programmierkenntnisse und Datenauswertung gefragt sein. 87% der befragten Managern halten den Umgang mit Daten und Programmen für wesentlich im Jahr 2025. Erstaunlich ist in der Studie der Anstieg bei der interkulturellen Kompetenz, dieser Wert machte in der Befragung einen großen Sprung und erreichte einen Wert von 83% bei den Befragten. Bei den Soft-Skills gelten neben interkultureller Kompetenz auch Unternehmergeist und Führungskompetenz als wichtige Fähigkeiten.

Die wachsende Bedeutung von interkultureller Kompetenz, Führung und Unternehmergeist liegt schlicht daran, dass die Wertschöpfung immer stärker international stattfindet. Nicht nur große Unternehmen lagern Aufgaben aus, sondern dieser Trend ist inzwischen auch bei kleineren Unternehmen und bei Selbständigen angekommen. Programmierung, Datenanalysen, Marketing können inzwischen von Auftraggebern rund um den Globus erledigt werden. Mit Crowdworking und virtuellen Assistenzdiensten rückt die Arbeitswelt global viel stärker zusammen. Teamarbeit wird in Zukunft wahrscheinlich stärker globalisiert sein und es wird üblicher, mit Menschen aus verschiedenen Kulturen zusammenzuarbeiten. Das erklärt die wachsende Bedeutung der interkulturellen Kompetenz in der Befragung.

Kompetenzen für eine dynamische Welt

Neben den genannten Fähigkeiten halte ich allerdings noch eine Kompetenz für ganz wesentlich. In einer sich stark ändernden Welt ist meiner Ansicht nach die Fähigkeit zum Lernen die wichtigste Kompetenz für die Arbeitswelt der Zukunft. Genauer gesagt geht es um die Fähigkeit, sich Wissen anzueignen und dieses Wissen dann anzuwenden. Ich kann mich in Zukunft nicht mehr darauf verlassen, dass meine Ausbildung mich durch den Beruf trägt.

Es geht nicht nur um technische Veränderungen, sondern Berufswege werden generell viel dynamischer und flexibler, eine berufliche Neuorientierug oder ein Berufswechsel, auch jenseits der 30, ist für heutige Berufstätige viel üblicher als früher. Es werden Zukunft diejenigen erfolgreich sein, die sich schnell an neue Anforderungen anpassen können und die sich schnell neues Wissen aneignen können. Die erfolgreichsten Unternehmen der letzten Jahre sind so entstanden. Das Silicon Valley ist ein Paradebeispiel für die Fähigkeit, Wissen schnell umzusetzen und zu lernen. Die Startups der 2000ern, die heute große Unternehmen sind, wie Google, Facebook oder Amazon hatten häufig am Anfang noch wenig Ahnung von Märkten und Produkten und haben sich durch einen permanenten Lernprozess angepasst und sind erfolgreich geworden.

Lernen und Weiterentwicklung sind auch für Individuen wichtig. Zwar sind Weiterbildungen in Deutschland nicht so hoch angesehen, wer sich aber im Beruf regelmäßig weiterbildet, ist in der Regel erfolgreicher. Weiterbildungen haben leider in Deutschland häufig ein Imageproblem, sie werden als überflüssig angesehen und sie stören auch das Selbstbild vieler Arbeitnehmer und Organisationen. Wer gibt schon gerne zu, dass er Sachen nicht weiß, oder weiter lernen muss? Wir pflegen gerne das Bild des kompetenten und selbstsicheren Berufstätigen, der oder die sich in ihrem beruflichen Feld auskennen. Weiterentwicklung und lebenslanges Lernen kann vor diesem Selbstbild leicht als Unsicherheit oder Inkompetenz wahrgenommen werden.

Eine positive Vision des lebenslangen Lernens

Aber nichts könnte abwegiger sein! Weiter lernen, auch im Beruf, Weiterentwicklungen gehören heute einfach dazu. In dem folgenden Interview werden diese Veränderungen und moderne Weiterbildungskonzepte vorgestellt.

„Lebenlanges Lernen” – klingt das für Sie bedrohlich? Oder verlockend? Die Vorstellung vom lebenslangen Lernen kann tatsächlich bedrohlich wirken und das ist verständlich. Lebenslanges Lernen kann leicht verstanden werden als Druck zur ständigen Anpassung. In dieser Version muss ich ständig dazu lernen, um einfach nur an derselben Stelle zu bleiben. Das klingt sehr nach Tretmühle, nach viel Arbeit um einfach nur den Status Quo zu halten. Oder der Eindruck entsteht, dass ich mich auf nichts verlassen kann, die Entwicklung geht so schnell, dass ich mich ständig anpassen muss. Veränderungen beflügeln manche Menschen, vielen machen Sie aber auch große Angst.

Ich glaube, dass wir ein etwas anders Bild vom Lernen brauchen, um dem Konzept des lebenslangen Lernens als eine positive Vision zu verstehen. Eine Beobachtung aus meinem Arbeitsalltag kann hier vielleicht helfen. Ich mache in meinen Schulungen, vor allem wenn es um digitale Themen geht, immer wieder die Erfahrung, wie unterschiedlich verschiedene TeilnehmerInnen mit (digitalen) Tools umgehen und wie unterschiedlich der Lernerfolg ist. Gerade bei diesem Seminar blühen einige richtig auf, probieren und arbeiten mit Programmen und Apps und sind voll dabei. Andere Teilnehmer sind dagegen eher passiv oder verlieren nach kurzer Zeit das Interesse. Das ist erstaunlicherweise relativ unabhängig vom Alter, das geht mir auch bei Seminaren für Studierende so. Jüngere TeilnehmerInnen haben zwar einen eher unbefangenen Umgang mit digitaler Technik, ich stelle aber auch bei Seminaren für Studierende fest, dass Tools und Methoden sehr unterschiedlich aufgenommen werden und dafür gibt es noch einen weiteren Grund.

Es erschließen sich diejenigen TeilnehmerInnen die Kursinhalte am besten, die aktiv sind, die ausprobieren und einen Bezug zum eigenen Leben herstellen. Diesen Teilnehmern geht es nicht darum, dass man halt was lernt, was jetzt mal in der Fortbildungsbroschüre ganz interessant klingt. Diese Personen können die Tools und Methoden meistens direkt auf ihr Leben beziehen. Da werden mit Evernote dann Bilder oder Notizen organisiert, die Teilnehmer probieren selbst aus, wie man zusammenarbeiten kann oder wie sich OneNote im Berufsalltag macht. Das ist recht typisch und ich sehe das immer wieder, in allen meinen Kursen. Diejenigen, die eine persönliche Verbindung zu den Inhalten herstellen können, sind motivierter und erfolgreicher im Seminar. Die Teilnehmer können buchstäblich etwas mit den Inhalten „anfangen“, da sie eine Bezug zu Ihrem Leben und ihrem Beruf herstellen. Hier liegt ein Schlüssel für ein neues, besseres Verständnis von Bildung und Lernen, für lebenslanges Lernen auch jenseits der Schule und Universität.

Es kommt darauf an, dass Sie das Lernen als Projekt verstehen, das etwas mit Ihnen zu tun hat, als eine Gestaltungsaufgabe und nicht so sehr als eine Forderung, die man an Sie heranträgt. Wenn Sie sich Bildung und Lernen auf diese Weise aneignen, sie als Formen der Weiterentwicklung begreifen, dann fällt Ihnen das lebenslange Lernen auch nicht schwer. Und gerade hier bietet digitale Bildung große Möglichkeiten, weil Sie sehr viel individueller Kurse für Ihre Bedürfnisse finden. Lebenslanges Lernen wird etwas anderes, wenn Sie es als Projekt verstehen, mit dem Sie sich weiterentwickeln. Und deshalb ist es auch so wichtig, herauszufinden, was Sie interessiert, was Ihnen weiterhilft und womit Sie in Ihrem Leben weiterkommen. Dann wird aus dem Lebenslangen Lernen weniger eine Pflicht, sondern etwas, was Sie gerne mache, da es Ihnen weiterhilft. Aus dem digitalen Wandel wird dann keine Urgewalt, der man sich anpassen muss, sondern eine Möglichkeit, das zu verwirklichen, was Ihnen am Herzen liegt.

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