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Der Freelancer in der Ära der Digitalisierung

In der Zukunft lässt sich nicht mehr so einfach beantworten, wer zu dem Kern eines Unternehmens gehört und wer nicht. Das Wesen der Arbeit verflüssigt sich. In diesem Beitrag stellen wir ihnen vier neue Arbeitstypen vor: den Solopreneur, den Hochleistungsangestellten, den abhängig beschäftigten Wissens- und Kreativarbeiter sowie den digitalen Tagelöhner. Dabei lautet unsere Vermutung: Der Freelancer gewinnt in der Ära der Digitalisierung an Bedeutung.

In der Zukunft lässt sich nicht mehr so einfach beantworten, wer zu dem Kern eines Unternehmens gehört und wer nicht. Zu vielschichtig sind die Arten, in denen Arbeitsleistung erbracht wird: etwa ausgegliederte Unternehmensteile, über Personalbereitsteller beschäftigte Mitarbeiter oder auch Agenturen und Berater, die tief in die eigenen Geschäftsprozesse involviert sind. Eine solche Organisationsform wird als „Fluide Organisation“ bezeichnet. Zahlreiche Unternehmen werden dementsprechend zukünftig keine geschlossenen Systeme mehr sein, sondern ständig ihre äußere Form verändern.

Wie können sich Menschen in der Gestaltung der Arbeit auf solche Rahmenbedingungen besser einstellen? Der Querdenker und Ex-Telekom-Personalvorstand Thomas Sattelberger spricht in diesem Zusammenhang auch von „Proteus Karrieren“. Dieser Begriff stammt ursprünglich von dem Organisationspsychologen Douglas Hall.

Anstelle des vertikalen Marsches durch die Hierarchie wird die eigene Entwicklung dementsprechend mehr und mehr crossfunktional und horizontal stattfinden. Das Bild von Hall ist dabei an die griechische Mythologie angelehnt: ein Wesen, das mit einem extremen Repertoire an Identitäten ausgestattet ist, eine Art von Chameleon, das sich beinahe an jede Situation anpassen kann. Was sind das für Menschen? Und welche neuen Arbeitsformen sind damit verbunden?

Vier neue Formen von Arbeit

Wir dürfen vermuten, dass auch die digitale Welt 15 bis 20 Prozent Verlierer haben wird. Die zunehmende Entgrenzung von Organisationen im Übergang zu einer digitalen Netzwerkökonomie lässt zudem auch darauf schließen, dass gut dotierte unbefristete Festanstellungsverhältnisse immer weiter zurückgehen werden, während der Freelancer als Arbeitsform wesentlich an Bedeutung gewinnt. Die Frage stellt sich nur: Wie können wir auf mehr souveräne Art zwischen verschiedenen Arbeitsformen wechseln? Und wer sind möglicherweise die Verlierer dieser Entwicklung?

Es folgt die nähere Beschreibung von vier neuen Arbeitstypen.

  1. Der Solopreneur: Diese Figur wurde vor allem von Brigitte und Ehrenfried Conta Gromberg in ihren beiden Büchern „Solopreneur: Alleine schneller am Ziel“ (2014) und „Smart Business Concepts – Finden Sie die Geschäftsidee, die Ihr Leben verändert!” (2016) näher beschrieben. Das Paar definiert diese Figur wie folgt: „Ein Solopreneur (oder eine Solopreneurin) ist ein gestaltender Unternehmer, der sein Unternehmen solo formt und aufbaut. Solopreneure zielen auf ein (teil-)automatisiertes, wenn möglich auch skalierfähiges Unternehmen. Sie unterscheiden sich damit von klassischen Selbständigen oder Freelancern.“ Im Unterschied zum Freelancer arbeitet der Solopreneur somit an eigenen Projekten und Produkten, während Freelancer und Selbständige an den Projekten anderer Personen arbeiten. Häufig arbeiten Solopreneure aber zunächst als Freelancer, bis ihre eigenen Projekte und Produkte genügend Einkommen generieren, quasi als Übergangsphase. Automatisierung bedeutet, dass ein Produkt auch dann Umsatz bringt, wenn der Solopreneur nicht weiter daran arbeitet.
  2. Der Hochleistungsangestellte: Der Hochleistungsangestellte unterscheidet sich von der klassischen Figur des Angestellten insofern, als dass er zumeist überdurchschnittlich gut ausgebildet ist, teilweise hochspezialisiert, und dass er sehr leistungsbezogen arbeitet, was einerseits auch eine gute Selbstorganisation voraussetzt, andererseits aber auch häufig bedeutet, die eigene Leistung ständig nach außen hin werbewirksam darzustellen, Stichwort „Selbstmarketing“. Deshalb führen Hochleistungsangestellte parallel zu Ihrer Arbeit nicht selten ein Portfolio im Internet, wo sie ihre eigenen Projekte werbewirksam in Szene setzen, weil sie wissen, dass sie sich ständig mit einem Fuß im Arbeitsmarkt befinden und nicht selten auch zwischen Festanstellung und Selbständigkeit pendeln. Solche Angestellten verfügen in der Regel über ganz andere Freiheiten in der Gestaltung ihrer Arbeit als der „gewöhnliche Angestellte“, vorausgesetzt, dass sie gut verhandeln können und auf ihre Freiheiten gegenüber Vorgesetzen bestehen, etwa auf das Recht, häufiger von zu Hause aus zu arbeiten.
  3. Der abhängig beschäftigte Wissens- und Kreativarbeiter:  Menschen, die zwar an sich relativ gut ausgebildet und/oder ein Studium absolviert haben, aber nicht über spezifische Kompetenzen verfügen, die auf ein Alleinstellungsmerkmal verweisen, die auf dem Markt benötigt werden, werden es zukünftig wahrscheinlich noch wesentlich schwerer haben, von zeitlich befristeten Angestelltenstellen oder Projektarbeiten in unbefristete und wesentlich besser dotierte Positionen zu gelangen.
  4. Der digitale Tagelöhner oder Clickworker: Dieser Bereich hängt auch mit den Schattenseiten der Digitalwirtschaft zusammen. Im Zuge der Globalisierung werden heute viele Aufgaben ausgelagert und Menschen übergeben, die für einen geringen Lohn arbeiten. Es handelt sich meist um Osteuropäer, etwa in Polen und der Tschechoslowakei, die Aufgaben wie Recherchen als Virtuelle Assistenten ausführen. Das Lohngefälle kann sogar noch in einem gewissen Rahmen akzeptabel sein, nämlich dann, wenn die Lebensunterhaltskosten in diesen Ländern niedriger sind als in Deutschland. Inakzeptabel ist es jedoch, wenn einzelne Digitaljobs für einen „Hungerlohn” an Menschen in China und Indien vergeben werden, wie das teilweise bei dem Markplatz „Mechanical Turk“ von Amazon der Fall ist. Hier werden digitale Tagelöhner und Clickworker für solche Arbeiten wie digitale Recherche und das Korrigieren von Texten auf Websites extrem schlecht bezahlt.

Fazit

Es ist davon auszugehen, dass der Übergang zwischen Festanstellung und Selbständigkeit in Zukunft wesentlich fließender sein wird, als man das heute vielleicht noch annimmt. Es wird in Zukunft vermutlich wesentlich selbstverständlicher sein, im Laufe eines Berufslebens häufiger zwischen Festanstellung und Selbständigkeit zu wechseln. Dieser Trend spiegelt sich auch auf der Ebene vieler Organisationen. Langfristige Anstellungen werden häufiger in zeitlich befristete Projektkonstellationen umgemünzt. Hinzu kommt die Tendenz, dass es in vielen Unternehmen in der Zukunft wahrscheinlich eine wesentlich kleinere und privilegiertere Kernbelegschaft geben wird, der den Bereichen Finanzen und Strategie zuzuordnen ist, während der äußere Kern für zunehmend flexibilisierte Arbeitsformen steht, auf die je nach Bedarf, zeitlich befristet zurückgegriffen wird.

Der Beitrag bildet einen Auszug aus einem längeren Text im Rahmen des Buchprojekts „Morgen weiß ich mehr. Intelligenter lernen und arbeiten nach der digitalen Revolution“. Das Sachbuch erscheint im Oktober 2016 als E-Book und Book on demand. Hier weitere Infos zu diesem Sachbuch.

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