Glauben Sie auch, dass Sie durch längere Arbeitszeiten automatisch mehr schaffen? Und das Multitasking das Erfolgsgeheimnis großer Persönlichkeiten ist? Es gibt einige Mythen und falsche Glaubenssätze, wenn es um das Thema Konzentration geht. Vivecca Frank von 99designs hat Tipps zusammengetragen, mit denen Sie wirklich das Beste aus Ihrer Konzentration herausholen können.
Arbeiten Sie weniger
Das Problem: Je mehr Zeit Sie Ihrer Arbeit einräumen, desto mehr schaffen Sie auch? Stimmt leider nicht. Ganz im Gegenteil. Arbeit kann anschwellen wie Hefeteig, um die Zeit auszufüllen, die für sie zur Verfügung steht. Dieses leidige Phänomen erkannte bereits 1957 ein gewisser Cyril Northcote Parkinson und veröffentlichte daraufhin die Parkinsonschen Gesetze. Hier finden Sie mehr dazu.
Die Lösung: Wer sich an kürzere Arbeitszeiten hält, wird mit gesteigerter Produktivität belohnt. Leistungsfähigkeit und Konzentration nehmen ab einem Umfang von 50 Wochenstunden rapide ab, gleichzeitig steigt die Fehlerquote. Das sagen übrigens nicht nur wir, sondern auch eine OECD-Studie aus dem Jahr 2014. Ihr ziemlich passender Titel: „Proof that you should get a life“.
Der Vorreiter: Tower Paddle Boards aus San Diego: Die Mitarbeiter des rasant wachsenden Anbieters handgefertigter Paddleboards arbeiten in den Sommermonaten nur 5 Stunden pro Tag – und bescheren dem Unternehmen trotzdem (oder gerade deshalb) wachsende Umsätze.
Essen Sie gesund
Das Problem: … lauert an jeder Ecke: Fast Food und Fertiggerichte, die sich schnell aufwärmen lassen. Die Liste der heißgeliebten Büro-Snacks ist lang, sehr lang. Und leider geht sie oft Hand in Hand mit den Schlagworten Übergewicht, Diabetes – und Unproduktivität. Schuld ist der schnell verwertbare Zucker in vielen dieser Produkte. Hat Ihr Körper diesen verbraucht, fällt Ihr Blutzuckerspiegel tiefer, als er es vor dem Snack ohnehin schon war. Dann droht ein „Zucker-Koma“ mit Müdigkeit und Antriebslosigkeit.
Die Lösung: Essen Sie regelmäßig und gesund. Versuchen Sie lieber gesunde Snacks zu essen und auf zu viel Zucker zu verzichten. All das ist nicht immer leicht. Vor allem dann, wenn in der Kantine oder der Büro-Küche nur ungesunde Kost geboten wird. In diesen Fällen helfen leckeres Essen aus der heimischen Küche (Inspiration gibt’s zum Beispiel hier) oder ein kleiner Tipp an die Geschäftsführung. Denn Unternehmen, die eine gesunde Ernährung ihrer Mitarbeiter fördern, können laut einer aktuellen Studie mit einer Produktivitätssteigerung um mehrere Prozentpunkte rechnen.
Der Vorreiter: 99designs aus San Francisco. Wer für den weltweit größten Grafikdesign-Marktplatz arbeitet, kann sich über täglich frische Lebensmittel und gemeinsames Kochen in der eigenen Büroküche freuen – und das weltweit.
Hören Sie endlich auf mit Multitasking
Das Problem: … ist auf den ersten Blick gar keins. Schließlich werden sogenannte Multitasker in unserer Gesellschaft hoch geschätzt. Und mit ein bisschen Übung können wir doch alle mehrere Sachen gleichzeitig machen. Eben nicht. Das menschliche Gehirn kann erwiesenermaßen nicht mehrere komplexe Tätigkeiten gleichzeitig ausführen. Wer es doch versucht, kann unwichtige häufig nicht mehr von wichtigen Informationen unterscheiden – und wird am Ende von irrelevanten Inhalten abgelenkt. Aus genau diesem Grund ist es auch alles andere als ungefährlich, gleichzeitig Auto zu fahren und zu telefonieren.
Die Lösung: ist simpel. Hören Sie auf mit dem Multitasking. Stellen Sie eine Aufgaben-Liste zusammen, die Sie dann Punkt für Punkt abarbeiten. Unterscheiden Sie zwischen wichtigen und weniger wichtigen Punkten. Schenken Sie jeder Aufgabe Ihre volle Aufmerksamkeit. Wer trotzdem auf Multitasking schwört, kann auch den Selbsttest machen: Arbeiten Sie einen Tag Schritt-für-Schritt, am darauffolgenden Tag im Multitasking-Style – und vergleichen Sie anschließend Ihre Produktivitätslevel.
Der Vorreiter: Alexander Graham Bell. Seines Zeichens Großunternehmer und einer der berühmtesten Erfinder der jüngeren Geschichte: „Concentrate all your thoughts upon the work at hand. The sun’s rays do not burn until brought to a focus.“
Setzen Sie auf Routine
Das Problem: Eine gute Routine gibt uns Struktur und hilft bei der konzentrierten Bewältigung kleiner und großer Aufgaben. Je nach Veranlagung brauchen wir mehr oder weniger Regeln, um unser Leben langfristig organisieren zu können. Das erklärt vielleicht auch, warum manche Ruheständler nicht wissen, was sie eigentlich mit all der Zeit anfangen sollen.
Die Lösung: Eine gute Routine braucht glücklicherweise keine stundenlangen Zeremonien. Starten Sie mit 5 Minuten pro Tag für ein Ritual ihrer Wahl: Ausgiebiges Strecken vor dem Aufstehen, eine Yoga-Übung oder ein heißes Glas Wasser mit Zitrone für den Kreislauf – Sie haben die Wahl. Machen Sie, was Ihnen Spaß macht und einen positiven Start in den Tag ermöglicht. Nach einigen Wochen hat sich die Routine in Ihrem Alltag verankert. So starten Sie fokussiert in den Tag und wappnen sich gedanklich für die kommenden Tagesaufgaben.
Der Vorreiter: Barack Obama, seines Zeichens vormaliger US-Präsident. Der 55-jährige setzt bei seiner eigenen Routine auf ein tägliches Sportprogramm: „The rest of my time will be more productive if you give me my workout time.“
Bewegen Sie sich
Das Problem: … ist ein alter Hut: Der menschliche Körper ist darauf ausgelegt, lange Strecken zu Fuß zurückzulegen und sich dementsprechend viel zu bewegen. Nur machen wir das heute nicht mehr. Stattdessen sitzen wir im Büro und Fahren mit dem Aufzug in die erste Etage. Das macht sich in unserem Arbeitsalltag bemerkbar: In unserem täglichen Arbeitsleben begleiten uns immer häufiger Rückenschmerzen und Unproduktivität.
Die Lösung: Sie ahnen es schon – ist Bewegung. Laufen Sie etwa regelmäßig in freier Natur. In punkto Routine verweisen wir dabei ausdrücklich auf Punkt 6: Starten Sie mit kleinen Einheiten, die sich ohne Probleme in Ihren Tagesablauf einplanen lassen. Nach und nach wird gesteigert. Das Ganze ist übrigens dann besonders effektiv, wenn Sie sich bereits vor der Arbeit bewegen (Für alle Skeptiker und Morgenmuffel: Eine entsprechende Studie finden Sie hier.)
Der Vorreiter: … ist ein deutscher Big Player: Der Softwarehersteller SAP. Wer hier arbeitet, kann an einem individuellen Gesundheitscoaching inklusive Aerobic, Spinning oder Tai Chi teilnehmen.
Schreiben Sie´s auf
Das Problem: Mit dem Start in die erste Klasse lernen wir: Auswendiglernen ist Trumpf. Wer alles aus dem Kopf weiß, schreibt bessere Noten und darf in mündlichen Tests auf ein „sehr gut“ hoffen. Diese Gewissheit nehmen wir mit ins Arbeitsleben. Hier stößt deren Gültigkeit jedoch an ihre Grenzen. Produktivität und Effizienz zählen einfach mehr als mühsam einstudiertes Wissen.
Die Lösung: Ein Notizbuch Ihrer Wahl. Strukturieren Sie Ihren Arbeitsalltag schriftlich und halten Sie wichtige Termine, Ideen und Hinweise auf Papier fest. So bringen Sie Struktur in Ihre Gedankengänge – und lernen ganz nebenbei eben doch viele Informationen auswendig. Diese Technik macht Ihren Kopf frei. Kleiner Zusatztipp: Gehen Sie Tag für Tag vor und versehen Sie Ihre Einträge immer mit dem aktuellen Datum. So behalten Sie auch auf lange Sicht den Überblick.
Der Vorreiter: Dwight D. Eisenhower, US-amerikanischer Supreme Commander während des zweiten Weltkriegs und späterer 34. US-Präsident. Für ihn war eine strukturierte Aufgabeneinteilung essentieller Bestandteil seiner Arbeit: „Was wichtig ist, ist selten dringend; und was dringend ist, ist selten wichtig.“
Fazit: Worauf es heute im Job ankommt
Im Vergleich zu früheren Generationen ist unser Berufsleben um ein Vielfaches komplizierter. Es zwingt uns auf neue Pfade. Umso wichtiger ist es, sich auf die eigenen Fähigkeiten verlassen zu können. Und die sind in hohem Maße von unserer Produktivität abhängig. Wer fokussiert handelt, liefert schnellere und durchdachte Ergebnisse – und kann sich letztlich auch auf unbekanntem Terrain behaupten.