New Work ‒ Selbstmanagement ‒ Digital Workflow : Beiträge von 2012 bis 2015
Schreibe einen Kommentar

Die Eröffnung zu einer Serie: Komplexes Denken im digitalen Zeitalter

Das Internetzeitalter und insbesondere die Auswüchse der mobilen Kommunikation vermitteln häufig den Eindruck, dass sich Menschen zunehmend weniger Zeit für Entscheidungen nehmen. Wozu dient also komplexes Denken im digitalen Zeitalter?

Als ich neulich ein Interview mit Dietrich Dörner in der Geo Wissen las, musste ich schmunzeln. Auf die Frage, ob die Beschäftigung mit Entscheidungen in komplexen Situationen abfärben würde, antwortete Dörner: „Ich denke schon. Ich urteile zwar nicht weniger intuitiv, aber ich achte stärker auf die langfristigen Auswirkungen meiner Entscheidungen. Ich lasse mich auch weniger ablenken und entscheide nicht mehr so impulsiv.“

Souveränes Denken statt Affekt

Ganz im Gegensatz zu der Antwort von Dörner steht die aktuelle Entwicklung, sich zunehmend weniger auf einzelne Entscheidungen zu konzentrieren und deren langfristige Auswirkungen zu überdenken. Statt also die Notwenigkeit zum strategischen Denken trotz Alltagshektik zu bewahren, dominiert häufig der Affekt. Hermann Simon gibt dafür in seinem Buch „Think! Strategische Unternehmensführung statt Kurzfrist-Denke“ folgenden Grund an: „Über uns schlägt eine immer gigantischere Welle von Informationen, Daten und Eindrücken zusammen, der wir uns nur schwer entziehen können.“ Und von dieser gigantischen Welle sind nicht nur Manager betroffen, sondern prinzipiell alle Menschen, die auf moderne Kommunkationsmedien setzen – sei es in der Freizeit oder im Berufsalltag.

Meine These lautet nun, dass wir uns derzeit in einem Übergangsstadium befinden, in dem wir noch nicht wirklich gelernt haben, souverän mit all diesen Einflussfaktoren umzugehen, was unser Denken, Handeln und unsere Entscheidungen anbelangt. Auch sind uns häufig nicht die Konsequenzen klar, die in psychischer und physischer Hinsicht auf uns zukommen, wenn wir nicht mehr Herr im eigenen Haus sind; uns kaum noch länger auf anspruchsvolle Aufgaben einlassen, nicht mehr richtig zuhören und schließlich  verlernen, das Gleichgewicht zwischen innerer Ruhe und all den digitalen Ablenkungsmöglichkeiten, denen wir uns tagtäglich aussetzen, hinreichend zu beachten.

Aber wie kann man – ähnlich wie das in der Aussage von Dörner mitschwingt  – zu einer souveränen Denkhaltung vordringen, was den Umgang mit Informationen und die eigene Kommunikation anbelangt, ohne sich vor technologischen Veränderungsprozessen zu verschließen? Also zugleich zukunftsfähig und gelassen sein?

Dieser Fragestellung werde ich in dieser Reihe nachgehen – und pro Beitrag jeweils einen einzelnen Aspekt behandeln, der mit dieser Fragestellung zusammenhängt. Was unterscheidet beispielsweise Information von Wissen? Wie gelangt man in komplexen Situationen zu den „richtigen“ Entscheidungen? Wie gelangt man zu mehr Konzentration und Souveränität im Denken und im Handeln – trotz digitaler Zeitdiebe und zahlreicher Ablenkungsmöglichkeiten? Und welche Denkwerkzeuge und Disziplinen können uns dabei helfen?

Text: Marcus Klug

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert