New Work ‒ Selbstmanagement ‒ Digital Workflow : Beiträge von 2012 bis 2015
Schreibe einen Kommentar

Werde ich Mails, Twitter und Blogs widerstehen? Gründe für Prokrastination

Nach meinem letzten Artikel zu Prokrastination wollte ich mehr über die Ursachen und Gründen von Aufschiebeverhalten wissen. Weshalb genau schieben Menschen Aufgaben vor sich her? Und wie kommt es zu diesem selbstschädigenden Verhalten? Die launige Aufzählung von Sascha Lobo und Kathrin Passig, die ich im letzten Artikel zitierte, scheint darauf hinzuweisen, dass das Phänomen komplexe Ursachen hat (Prokrastination – Aufschieben wichtiger Aufgaben). Bei meiner Recherche bin ich gestern auf zwei Studien gestoßen, die genauer auf die Ursachen von Prokrastination eingehen.

Die Studie von Neal Thakkar aus dem Jahr 2009: Why Procrastinate: An Investigation of the Root Causes behind Procrastination ist eine gute Zusammenfassung aktueller Forschung. Thakkar zitiert in seinem Artikel ausführlicher eine Metastudie von Piers Steel aus dem Jahr 2007 (The Nature of Procrastination: A Meta-Analytic and Theoretical Review of Quintessential Self-Regulatory Failure), in der aktuelle Studien zu Prokrastination empirisch ausgewertet werden.

Die Ergebnisse dieser Auswertung sind ziemlich interessant und werfen auch einige Vorurteile gegenüber Prokrastination um. Beide Aufsätze beschreiben die wichtigsten Korrelationen zu Prokrastinationsverhalten (Behauptungen zu kausalen Ursachen für Prokrastination stellen die Studien nicht auf). Bei der Auswertung von Häufungen scheint es aber vier wichtige Faktoren zu geben, die starke Auswirkungen auf Prokrastination haben.

  • Selbstkontrolle im Gegensatz zu Impulsivität. Je stärker die Selbstregulierung der Studienteilnehmer war, desto schwächer ausgeprägt war Prokrastination. Dagegen führte verstärkte Impulsivität bei Teilnehmern zu vermehrten Aufschieben von Aufgaben.
  • Gefühl von Selbstwirksamkeit (self-efficiency). Je stärker das Gefühl der Selbstwirksamkeit war, also das Bewusstsein dafür, erfolgreich Aufgaben abschließen zu können, desto weniger ausgeprägt war Prokrastination.
  • Aversion gegenüber Aufgaben (task-aversiveness). Eine Aufgabe wird mit einer größeren Wahrscheinlichkeit dann aufgeschoben, wenn sie langweilig ist, schwierig umzusetzen und wenig selbstbestimmt.
  • Falsche Einschätzung von Zeit. Je weiter in der Zukunft Aufgaben oder Ziele liegen, desto wahrscheinlicher  werden sie aufgeschoben. Dieser Effekt nimmt mit zunehmendem Alter ab.

Interessanterweise spielt Perfektionismus bei Prokrastination eine untergeordnete Rolle, dasselbe trifft auf andere Persönlichkeitszüge zu, wie starkes Interesse für Neues, rebellisches Verhalten und Depressionen.

Aus diesen Studien lassen sich meiner Ansicht nach einige Punkte für besseres Selbstmanagement ableiten. Die mittleren beiden Punkte (Gefühl von Selbstwirksamkeit und Aversion gegen Aufgaben) sprechen zumindest für ein klassisches Werkzeug des Selbstmanagements. Um Prokrastination zu vermindern, sollte man versuchen, Aufgaben so zu gestalten, dass sie machbarer sind und einfacher erscheinen. Also ist es sinnvoll, komplexe Aufgaben in kleinere Einheiten einzuteilen und schriftlich zu fixieren, damit lässt sich das Gefühl der Selbstbestimmung und Selbstwirksamkeit verstärken.

Text: Michael Lindner

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert