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Die digitale Bildung erfindet sich neu: MOOCs auf dem Weg zur Erfolgsgeschichte

20160118-laptop-819285_1920-Quelle-Pixabay-Public Domain

Nach anfänglicher Euphorie über MOOCs kam es  2013 zu einer ersten Ernüchterung. Die neuen Onlinekurse hatten sehr hohe Abbrecherquoten, das didaktische Konzept  war zu starr und eine Bildungsrevolution schien in weiter Ferne. Heute sind MOOCs konzeptionell weiterentwickelt worden und auf dem Weg zu einer Erfolgsgeschichte.

Wie so häufig bei digitalen Neuerungen, starteten MOOCs mit sehr hohen Erwartungen. Daphne Koller sah die Onlinekurse 2012 noch als die neue Bildungsrevolution, als revolutionäres Angebot, das die besten Kurse für alle Menschen auf der Welt zur Verfügung stellt und das Bildungssystem radikal wandelt. Mit Coursera hat sie eine Plattform entwickelt, mit der Universitäten ihre Vorlesungen per Video zu geringen Kosten zur Verfügung stellen können.

MOOCs steht für Massive Open Online Courses, also für Seminare mit vielen Teilnehmern, die offen abgehalten werden, im Einzelnen steht „MOOC“ für folgende Merkmale:

  • Massive: Steht für Kurse mit sehr hohen Teilnehmerzahlen. Bei klassischen MOOCs gibt es mehrere tausend Teilnehmer. Ursprünglich wurden MOOCs in technischen Fächern entwickelt, die mit standardisierbaren Tests die vielen Teilnehmer auch prüfen und bewerten konnten.  In den Geistes- und Sozialwissenschaften werden Prüfungen zum Teil durch ein sogenanntes „Peer-Grading“ abgehalten.
  • Open: MOOCs sind in der Regel für alle offen. Es gibt in der Regel keine Zugangsbeschränkungen wir Noten oder Abschlüsse, um an den Kursen teilzunehmen. Alle Interessierten können sich bei einem MOOC anmelden und mit einer schnellen Onlineverbindung den Kurs besuchen. In der ursprünglichen Version bedeutete offen auch, dass die Kurse kostenlos sind. Viele Anbieter erheben inzwischen Gebühren für die Kurse oder für Zertifikate, diese Kosten fallen aber im Vergleich zu anderen Angeboten sehr gering aus.
  • Online: Die Kurse werden Online übertragen. MOOCs gibt es als digitale Seminare oder als per Streaming übertragenen Vorlesung und Onlineprüfungen. Entscheidend ist, dass die gesamte Vermittlung der Kursinhalte über das Internet stattfindet.
  • Courses: Anders als Webinare, die meistens nur wenige Stunden in Anspruch nehmen, sind MOOCs vollständige Kursangebote im Internet. Es handelt sich um ganze Vorlesungen und Seminare, die Online zugänglich sind. MOOCs bestehen also aus einer Serie aus Vorlesungen und Übungen zu einem Thema, haben eine Dauer von mehreren Monaten und brauchen mit Vor- und Nachbereitung ca. 2 bis 4 Stunden pro Woche und haben in der Regel eine Prüfung am Ende.

Mit diesem Format ist das Potential  für eine kleine Bildungsrevolution durchaus vorhanden. Der Zugang zu Bildung war niemals einfacher als heute. Coursera und EdEx kooperieren mit bekannten Universitäten rund um die Welt, die Kurse sind im Grund genommen Universitätskurse, die Online übertragen werden. Alles was es braucht, ist eine halbwegs schnelle Internetverbindung, und Sie können heute schon Kurse und Vorlesungen von Universitäten rund um die Welt besuchen und Prüfungen absolvieren.

Der erste Dämpfer für Onlinekurse

Nie war der Zugang zu höherer Bildung einfacher, die Angebote namhafter Universitäten werden zu überschaubaren Kosten für Menschen auf der ganzen Welt verfügbar. MOOCs bieten ein gewaltiges Potential für Menschen in Schwellenländer und Menschen, die nicht die Kosten oder den Aufwand für ein Studium an einer amerikanischen Universität tragen können. Der teuerste Studienabschluss, der Master of Business Administration, kostet als klassisches Studium in den USA schnell 50.000 bis 100.000 Dollar – pro Jahr. Für dasselbe Studium als MOOC liegen die Kosten eher bei 1000 Dollar, und das für die gesamte Ausbildung (https://www.nopaymba.com/). Ein weiterer Faktor, der MOOCs sehr attraktiv macht, ist die digitale Übertragung. Die Vorlesungen können nicht nur als Stream gesehen werden, sondern sind als Videos zu jeder Zeit verfügbar. Diese Flexibilität und die fehlenden Zugangshürden machen MOOCs zu einem interessanten Produkt für Fortbildungen und Aufbaustudiengänge.

Doch nach einer ersten Euphorie gab es zwischenzeitlich einen Dämpfer. Sebastian Thrun, einer der Gründer von Udacity, einer Plattform für Onlinekurse, bezeichnete 2013 MOOCs als „lousy product“. Zwar nahmen viele Menschen an den neuen Kursen teil, die hohen Abbrecherquoten machten den Pionieren aber zu schaffen. Teilweise lag die Zahl der Abbrecher bei 80 bis 90 Prozent. Ein zweiter Kritikpunkt war die einseitige Didaktik der MOOCs. Prinzipiell waren es nur Online übertragene Vorlesungen mit Zwischenfragen und einer digitalisierten Prüfung, das ganze didaktische Potential von Onlinekursen sieht dabei vielfältiger auf: Individualisierung und ein Seminarkonzept fehlten noch häufig bei den frühen Kursen von Coursera.

Erfolgreich in der richtigen Zielgruppe

Diese Kritik ist zum Teil berechtigt, MOOCs müssen noch beweisen, was sie tatsächlich besser machen und welches Potential in ihnen steckt. Das didaktisch schmale Konzept der ersten MOOCs ist inzwischen aber weiterentwickelt worden, MOOCs haben inzwischen mehr Absolventen und sind insgesamt sehr viel besser geworden. Zum einen wurde das starre Vorlesungskonzept ergänzt. Inzwischen gibt es neben den klassischen MOOCs auch sogenannte cMOOCs, das sind Konzepte, bei denen die Verknüpfung mit anderen Teilnehmern stärker im Vordergrund steht. Waren die ersten MOOCs noch digitalisierte Vorlesungen, ähneln cMOOCs eher Seminaren oder Workshops. Beispieles sind MOOCs zur Didaktik, die an der Universität Frankfurt gehalten wurden (http://opco12.de/aktivitaten/). In diesen Kursen gibt es kurze Einführungen zu den Themenblöcken. Die Kurses sind dann eher Online-Diskussionen zu den einzelnen Themen. Diese Form des Onlinelernens bietet sich also für Themen an, die mehr Interaktion erfordern (https://www.e-teaching.org/lehrszenarien/mooc).

Thematisch werden MOOCs inzwischen als ein sinnvolles Produkt für die berufliche Fortbildung entdeckt. Es geht bei dieser neuen Ausrichtung nicht mehr darum, einen kompletten Studiengang digital zu absolvieren, sondern MOOCs werden kürzer und richten sich speziell an Menschen, die sich beruflich weiterentwickeln wollen. So bietet beispielsweise die Leuphana Digital School inzwischen MOOCs speziell für die berufliche Weiterbildung konzipiert wurden. Die Kurse sind zwischen drei und vier Monaten lang und haben  mit Themen wie „Psychology of Negotiation“ „Managing the Arts“ oder  „Solution an Innovation Skills“ einen spezifischen Schwerpunkt für Menschen, die in einem Beruf sind und sich gezielt weiterentwickeln wollen. Kürzere Kurse für ein Publikum das bereits Erfahrung mit Lernprozessen hat, steigern die Erfolgswahrscheinlichkeit von MOOCs.

Die Universität Marburg setzt zusätzlich auf eine stärkere Flexibilisierung. Die sehr erfolgreichen MOOCs der Marburger Linguistik sind in einem Baukastensystem organisiert. Die Kurseinheiten können flexible kombiniert werden und die Studierenden können MOOCs also gut dafür nutzen, Grundlagen oder Methodik nachzuholen oder zu vertiefen.

Wenn Sie mehr wissen wollen…

Weiter Informationen zu MOOCs, zum Onlinelernen und wie digitales Lernen der Zukunft aussehen wird, können Sie in unserem Buch Morgen weiß ich mehr erfahren.

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