Morgen weiß ich mehr ‒ Wie Sie in Zukunft intelligenter lernen und arbeiten
Kommentare 2

Spielerisch lernen: 6 innovative Tools für die Weiterbildung

Der Markt für Online-Bildung boomt, viele denken beim digitalen Lernen vor allem an MOOCs und Webinare. In diesem Artikel zeige ich Ihnen sechs innovative Lernplattformen, die digitale Bildung individualisieren und spielerisch gestalten.

Dass Lernen viel mit Emotionen zu tun hat, ist eigentlich ein alter Hut. Motivation spielt bei Lernprozessen immer eine wesentliche Rolle, das ist jedem klar, der anderen etwas beizubringen möchte. Mit spielerischen Elementen oder der Verbindung zu eigenen Fragen (“wozu braucht man das denn…?”) funktioniert das Lernen meistens sehr viel besser. Auf diese Weise lernen auch Kinder: Die große Burg aus Bauklötzen schult die Geschicklichkeit und eine Vorstellung von Statik. Auch Zählen lernen Kinder eher spielerisch, sie wollen jetzt endlich 20 Purzelbäume schlagen und die Turnstunde wird dann gleichzeitig zu einer Lehrstunde in Mathematik – und das mit viel Spaß und Bewegung!

Die Neurowissenschaften haben diesen Befund eigentlich nur neu wiederentdeckt. Emotionen, Spaß und Freude sind wichtig, wenn wir etwas lernen möchten. Der bekannteste Forscher in Deutschland dazu ist wahrscheinlich Gerald Hüther mit Büchern zum Lernen und Emotionen. Die neurowissenschaftlichen Befunde werden kontrovers diskutiert, vor allem wie neu diese Erkenntnisse tatsächlich sind und wie sie sich in Lernprozesse integrieren lassen. Erstaunlich ist, dass viele Angebote für das digitale Lernen bis heute eher eine altbackene Didaktik anhängen, die großen MOOC-Anbieter Coursera, EdX und viele Webinare funktionieren noch nach dem klassischen Schema eines Vortrags mit Zwischenfragen.

Die folgenden sechs Tools funktionieren anders, hier lernen Sie mit spielerischen Methoden und die Plattformen lassen sich stark individualisieren und auf die eigenen Anforderungen anpassen. Das große Vorbild ist sicherlich die Khan-Academy, die verschiedene Fächer mit Lernvideos und interaktiven Übungen aufbereitet.

1. Sofatutor

Sofatutor ist eine Plattform für Schüler und Studierende, auf der verschiedene Fächer mit Videos und Übungen aufbereitet werden. Die Videos sind ähnlich wie bei der Khan-Academy gehalten, kurze Erklärvideos zu einem Sachverhalt kombiniert mit Übungen. Die Übungen bringen ein spielerisches Element in das Lernen. Sie können weitere Levels freischalten dadurch, dass Sie Aufgaben korrekt lösen. Der Schwerpunkt liegt auf der Schule, hier können Sie Stoff aus fast allen Fächern lernen, von Sprachen bis hin zu Chemie und Physik. Für die Universität bietet Sofatutor bis jetzt (08.03.2017) nur Kurse für die Wirtschaftswissenschaften und Jura an. Die Angebote sind deutsch gehalten und an die Klassenstufen in Deutschland angepasst.

2. Duolingo

Duolingo ist eine inzwischen bekanntere Plattform für Sprachen. Sie können über die Webseite Spanisch, Englisch und Französisch lernen. Die Seite funktioniert ähnlich wie ein Computerspiel, mit erfolgreichen Übungen steigen Sie sozusagen von Level zu Level auf. Duolingo verzichtet auf langweilige Grammatiklektionen oder Vokabelabfragen. Sie lernen die Sprache indem Sie sie nutzen. Dazu bekommen Sie Übungssätze und Bilder gezeigt und müssen dann die richtigen Übersetzungen und Wörter finden. In den fortgeschrittenen Leveln sprechen Sie auch Sätze und kleinere Texte, Sie werden von der Plattform korrigiert, wenn Sie falsch liegen. Duolingo verfolgt den Ansatz, täglich beim Sprachenlernen dranzubleiben. Sie definieren am Anfang eine tägliche Zeit für das Lernen und können dann über das Smartphone oder den Computer Ihre Lektionen absolvieren.

3. Babbel

Einen ähnlichen Ansatz wie Duolingo verfolgt Babbel. Mit der Seite können Sie verschieden Sprachen lernen, neben Englisch, Französisch und Spanisch sind auch weitere europäische Sprachen und Türkisch vertreten. In Babbel bekommen Sie verschiedene Lektionen, mit Übungen. Didaktisch ist dieser Teil eher ein klassischer Sprachkurs, spielerisch und individuell wird das Angebot, indem Sie über Einsetzübungen lernen und die Sprache in spezifischen Interessenfeldern und Themen (Reisen, Berufe, Konversation) üben. Das Programm ist sehr gut ausgearbeitet, die Kurse in Englisch sind am umfangreichsten. Auch bei Babbel üben Sie Wörter mit Bildern und Sie werden von der Software angehalten, regelmäßig Vokabeln und Wendungen zu wiederholen. Einen kurzen Erfahrungsbericht finden Sie auf dem Auswandern-Handbuch, einer Webseite für das Arbeiten im Ausland.

4. Brainyoo

Brainyoo ist ein Dienst, der digitale Karteikarten anbietet. Sie können bei Brainyoo eigene Karteikarten erstellen oder Vorbereitungssets von verschiedenen Lehrbuchverlagen kaufen. Die Karteikarten für das Lernen haben Sie dann auf Ihrem Smartphone zu Verfügung. Damit können Sie sehr einfach nebenher lernen, im Bus oder im Zug hilft Ihnen Brainyoo dabei, wichtige Lektionen zu wiederholen. Brainyoo baut auf Erkenntnissen der Lernforschung auf. Neben dem repetitiven Lernen mit Karteikarten können Sie Ihre Karten auch strukturieren, einen Gliederung zuordnen und mit Schlagworten versehen. Damit entwickeln Sie eine eigene Struktur und lernen, indem Sie den Stoff verstehen und Themen verknüpfen. Auch ganze E-Books lassen sich integrieren, Sie können Ihre Lektionen vertauschen und im sogenannten Prüfungsmodus sich spezifisch auf bestimmte Themen vorbereiten.

5. StudyBlue

StudyBlue ist nicht nur eine Lernplattform, sondern bietet weltweit Peer–2–Peer Lernen an. Sie können über StudyBlue verschiedene Kartensets zu einzelnen Themen beziehen und bearbeiten. Die Inhalte stammen von Nutzern, neben Lehreren bieten auch viele Universitäten einzelne Lernsets an. Sie bekommen über StudyBlue digitale Dateikarten, mit denen Sie ein Gebiet lernen können. Neben Mathematik, Wirtschaft gibt es Lernsets für Jura, Sprachen, Geschichte, sogar Sport ist mit dabei. StudyBlue ermutigt die Nutzer dazu, eigene Karten zu erstellen und mit anderen zu vergleichen. Die Seite versteht sich sozusagen als Crowdsourcing für das Lernen. Dieses Learning-by-Teaching-Ansatz hilft den Nutzern dabei, den Lernstoff eigenständig zu strukturieren und zu rekapitulieren. Die aktive Verarbeitung von Lernmaterialien hilft beim Lernen und Memorieren und das wird durch StudyBlue spielerisch unterstützt.

6. Degreed

Degreed individualisiert die persönliche Bildung und führt verschiedene digitale Bildungsanbieter auf einer Plattform zusammen. Sie können auf der Seite verschiedene Wissens- und Interessensgebiete wählen, die Seite schlägt Ihnen dann Kurse aus verschiedenen externen Quellen vor. Die externen Quellen Anbieter für Onlineschulungen, aber auch Artikel und Videos. Die Themen sind sehr weit, allgemeine Wissensgebiete werden genauso abgedeckt wir spezifische berufliche Fähigkeiten, wie Schreiben, Marketing oder Controlling. Ihr Lernfortschritt wird in Ihrem Profil vermerkt und Sie können mit Degreed ihre Kompetenzen nachweisen. Die Seite bietet den Nutzern eine Struktur im Dschungel der Angebote, gleichzeitig können Sie sehr individuell lernen und sehen täglich und wöchentlich, welche Lernfortschritte Sie machen. Empfehlenswert!

2 Kommentare

  1. Ich persönlich liebe Duolingo sehr zum Auffrischen gelernter Sprachen. Der angeführte Punkt der fehlenden Grammatiklektionen fehlt mir aber dafür sehr wenn es an das Lernen neuer Sprachen geht. Da taugt sie eher weniger.

    Zudem zu empfehlen bei Sprachen (aber auch anderen Lernthemen): Die interaktive Lernplattform GoConqr (www.goconqr.com/de), die mehrere Lernwerkzeuge gleichzeitig und Lerngruppen bietet.

    • Hallo Laura,

      danke für den Hinweis. Die interaktive Lernplattform GoConqr kannte ich noch nicht. Ich führe aber eine Komponenten-Liste und werde den Tipp mit aufnehmen. In unserem Sachbuch „Morgen weiß ich mehr. Intelligenter lernen und arbeiten nach der digitalen Revolution“ gibt es im Anhang eine Komponenten-Liste mit mehr als 120 Komponenten zu solchen Themen wie unter anderem „Ihre persönliche Online-Weiterbildung“, „Eigene Wissensprodukte entwickeln und vertreiben“ und „Das virtuelle Büro“, darunter auch unter „Online-Bildung“ Empfehlungen zum Lernen und Auffrischen von Sprachen. Hier mehr dazu: https://www.digitalistbesser.org/sachbuch.

      Im nächsten Jahr wird es auch eine zweite erweiterte Auflage geben, da werde ich den Tipp von Dir dann in der Liste mit integrieren.

      Beste Grüße, Marcus

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert